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Cindy aus Marzahn hört auf

Elf Jahre lang hat Komikerin Ilka Bessin die Cindy aus Marzahn gegeben. Rosa Jogginganzug, Plastikblume im Haar und grelle Schminke – das waren die Markenzeichen der beliebten Kunstfigur. Doch jetzt will Cindy aus Marzahn aufgeben. Im Internetshop läuft schon seit Tagen der Räumungsverkauf. Bis zu 70 Prozent Rabatt winken auf das gesamte Sortiment, ausgenommen ist lediglich die Babynahrung, so schreibt die Kultfigur mit einem Smiley.

Wie Ilka Bessin dem Hamburger Magazin „Spiegel“ mitteilte, habe sie mit dem Ende ihrer Tournee Anfang Juni auch den Job als Cindy aus Marzahn an den Nagel gehängt. Zusammen mit einer Schneiderin wolle sie jetzt lieber Kleidung für Übergewichtige entwerfen. Bisher wisse Bessin auch noch nicht, ob sie vielleicht doch eines Tages auf die Bühne zurückkehrt, dann vielleicht sogar unter eigenem Namen. Bessin erklärte ihren Rückzug damit, dass man die Rolle nicht ausreizen dürfe. Es bestehe immer die Gefahr, dass die Leute sie irgendwann nicht mehr sehen könnten.

Cindy aus Marzahn – eine Kultfigur wie sie im Buche steht

Typisch für Cindy aus Marzahn waren der pinke Jogginganzug, das grell geschminkte Gesicht und das schmerzfreie Sprücheklopfen über ihr eigenes Aussehen. Die Langzeitarbeitslose konnte mit der Kultfigur eine traumhafte Karriere starten, kam sogar 2014 bis an den New Yorker Broadway. Dabei ist diese Karriere keineswegs vorgezeichnet gewesen, sondern eher den aktuellen Anforderungen ans Show-Business geschuldet. Die Härten der deutschen Wiedervereinigung 1990 und das Privatfernsehen, welches nach immer schrilleren Figuren suchte, spielten zusammen. Ohne diese Einflüsse hätte Cindy aus Marzahn wohl kaum so viel Erfolg haben können.

Ilka Bessin selbst stammt zwar nicht aus Berlin-Marzahn, sondern wuchs in Luckenwalde bei Berlin auf, dennoch wollte sie mit dem Berliner Stadtteil wohl ihre Karriere noch weiter ankurbeln. Zu DDR-Zeiten kochte Bessin noch für 750 Arbeiter in einem Wälzlagerwerk, doch nach der Wende verlor sie ihren Job. Sie kellnerte, arbeitete als Schiffanimateurin und lebte Anfang der 2000er Jahre vier Jahre lang von Hartz IV. In ihrer späteren Karriere als Cindy aus Marzahn verarbeitete sie die schwere Zeit mit frechen Sprüchen.

Wie Cindy aus Marzahn entstand

Cindy aus Marzahn entwickelte sich dann eher zufällig. Bessin rief beim „Quatsch Comedy Club“ von ProSieben an und wollte dort nur als Showkellnerin arbeiten. Allerdings meldete sich am anderen Ende der Leitung ausgerechnet der Verantwortliche der Talentschmiede der Show. Er schlug ihr sofort vor, sich für diese zu bewerben und schon 2004 konnte sie auftreten und ihr gelang damit der große Durchbruch.

Seither ist Cindy aus Marzahn für ihre derben Sprüche rund um die Klischees bekannt, die auf Arbeitslose passen. Übergewicht und Beziehungsprobleme verliehen der Kunstfigur noch mehr Authentizität. Insgesamt vier Jahre verdingte sich Cindy aus Marzahn im „Quatsch Comedy Club“. Später folgte ihre eigene Show „Cindy aus Marzahn und die jungen Wilden“ bei RTL. 2012 und 2013 agierte Cindy aus Marzahn schließlich als Co-Moderatorin von Markus Lanz bei „Wetten, dass…?“.

Quelle: AFP

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