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Wird das Krankenhausstrukturgesetz jetzt zum Bumerang?

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Das Krankenhausstrukturgesetz wurde 2015 geschaffen. In der Folge entstand der Krankenhausstrukturfonds. Wie haben sich beide Maßnahmen auf die Krankenhausversorgung ausgewirkt?

Die Wirkungen des Krankenhausstrukturfonds waren Thema einer Unterrichtung des Deutschen Bundestags durch die Bundesregierung. Das Ziel des Fonds war die Förderung der Verbesserung der Versorgungsstrukturen im Bereich der Krankenhäuser. Eigens dafür wurden von der Bundesregierung 500 Millionen Euro zur Verfügung gestellt und nach dem Königsteiner Schlüssel auf die einzelnen Bundesländer verteilt. Die Bundesländer mussten aus eigenen Fördertöpfen jeweils die gleiche Summe drauflegen.

Was hat der Krankenhausstrukturfonds bewirkt?

Der Förderfonds hat zumindest teilweise dazu beigetragen, dass die Anzahl der Krankenhäuser bundesweit weiter zurückgegangen ist. Bei der Gesamtbetrachtung der Entwicklung der letzten beiden Jahrzehnte sind 12,6 der vorhandenen Krankenhäuser aus der Versorgungslandschaft verschwunden. Im Jahr 1999 gab es in der Bundesrepublik Deutschland noch 2252 Krankenhäuser. Im Jahr 2019 wurden bundesweit noch 1914 Krankenhäuser gezählt. Im gleichen Zeitraum fielen rund 70.000 Krankenhausbetten dem Rotstift zum Opfer. Dass die Versorgung trotz steigender Fallzahlen bei der stationären Behandlung funktioniert, ist den deutlich verkürzten Liegezeiten zu verdanken. Dazu tragen vor allem effizientere Behandlungsmethoden und der verstärkte Einsatz von minimalinvasiven Operationsmethoden bei. Die Bundesregierung verweist in ihrer Unterrichtung darauf, dass die Versorgungsdichte im Krankenhausbereich in Deutschland trotz der zahlreichen Schließungen immer noch besser als in Nachbarländern mit einer vergleichbaren Bevölkerungsdichte ist. Das gilt auch nach dem Abschluss der 10 Schließungen und 15 Umwandlungen, die unmittelbare Folgen des Krankenhausstrukturfonds sind.

Ist die aktuelle Lage in den Kliniken dem Krankenhausstrukturfonds geschuldet?

Die Antwort auf diese Frage ist ein eindeutiges „Nein“. In den Krankenhäusern fehlen weniger der Platz, die Technik und die Betten. Stattdessen fehlt das Fachpersonal, um die vorhandenen Betten und die Reservebetten betreiben zu können. Das heißt, auch wenn es die in den vergangenen zwei Jahrzehnten geschlossenen Krankenhäuser noch gäbe, würde das an der aktuell angespannten Lage in den Kliniken nichts ändern. Die große Frage in diesen Tagen ist, woher zusätzliches Fachpersonal beschafft werden kann. Da sich die Lage in allen europäischen Ländern durch die Omikron-Variante verschärft, wird auch die angedachte Prämie für Fachkräfte aus dem Ausland nicht die Lösung bringen.
Ein Potential bleibt bisher vollständig ungenutzt. In Deutschland gibt es mehr als 100.000 Studierende in der Fachrichtung Humanmedizin. Vielleicht wäre es überlegenswert, für Studierende mit fortgeschrittenem Wissensstand die rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für zusätzliche Praktika während des laufenden Studiums zu schaffen. Sie könnten beispielsweise Klinikärzte von Überwachungsaufgaben entlasten, mobile und stationäre Impfteams verstärken oder Aufgaben im Pflegebereich übernehmen.

Quelle: Deutscher Bundestag Drucksache 20/255

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