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Tempo 80 auf französischen Landstraßen

Ab dem 01. Juli 2018 ist es soweit: Auf französischen Landstraßen gilt ein Tempolimit von 80 Stundenkilometern. Die Franzosen haben bereits landesweite Proteste angekündigt, dabei ist das Ziel der Regierung nobel: Man will Leben retten.

In Deutschland wäre das Tempolimit von 80 km/h auf Landstraßen undenkbar, in Frankreich galt schon bisher ein Tempolimit von 90 Stundenkilometern auf Landstraßen, das ab morgen auf 80 Stundenkilometer gesenkt werden soll. Die überwiegende Mehrheit der Franzosen hält das Tempolimit für unsinnig, auch Opposition und Autoverbände sind dagegen und haben für den heutigen Samstag landesweit Proteste angekündigt.

Frankreich will Zahl der Verkehrstoten senken

Die Befürworter des Tempolimits erhoffen sich von diesem eine Absenkung der Verkehrstoten um 400 pro Jahr. Die Motorlobby dagegen argumentiert, dass die Zahl der Verkehrstoten in Frankreich schon seit Jahren unter 3.500 liegt. Im letzten Jahr sei sie sogar leicht auf 3.450 gesunken. Allerdings kam es in Deutschland noch zu 270 Verkehrstoten weniger – bei 15 Millionen mehr Einwohnern.

Das neue Tempolimit in Frankreich gilt für zweispurige Straßen ohne trennenden Mittelstreifen und betrifft dabei gut 400.000 Kilometer durch das Land. Auch viele berühmte Alleen aus der Zeit von Napoleon Bonaparte fallen unter die Neuregelung.

Urlauber aufgepasst

In Deutschland gilt weiterhin Tempo 100 als Regelgeschwindigkeit auf Landstraßen. Allerdings nutzen viele (deutsche) Autofahrer französische Landstraßen, um die Autobahnmaut zu umgehen. Künftig gehört Frankreich allerdings zu den EU-Ländern mit den strengsten Regeln, was die Tempolimits angeht. Deshalb warnt der ADAC jetzt schon deutsche Auto- und Motorradfahrer, die gerne aufs Gas treten: Sie riskieren bei überhöhter Geschwindigkeit auf Frankreichs Landstraßen mindestens 68 Euro Geldbuße.

Der größte französische Autoclub „40 Millionen Autofahrer“ nannte die Entscheidung „irrsinnig“. Es handele sich um eine „typische Pariser“ Erfindung, die sich gegen die Landbevölkerung richte, heißt es weiter. Für den heutigen Samstag wurden deshalb landesweite Demos und „Schnecken-Aktionen“ ausgerufen, bei denen es zu Blockaden durch gezieltes Langsamfahren kommen soll. Aufkleber mit durchgestrichenen Tempo-80-Schildern prangen dagegen schon seit Wochen auf etlichen Autos und Motorrädern in Frankreich.

Durch die heftigen Diskussionen um das Tempolimit verlieren auch Präsident Emmanuel Macron und Regierungschef Edouard Philippe in der Bevölkerung an Beliebtheit. Philippe versuchte am Freitag bei einem Treffen mit Feuerwehrleuten zu beschwichtigen: Man wolle die Menschen nicht nerven, sondern lediglich die Zahl der Verkehrstoten senken.

Die Bevölkerung fühlt sich jedoch in ihren Rechten beschnitten, manche Landgemeinde weigert sich sogar, die Tempo-80-Schilder aufzustellen. Zu ihnen gehört auch der Verwaltungsbezirk Creuse im Zentrum des Landes. Im Bezirk Hautes-Alpes um die Alpenstadt Gap hat man sogar die Tempo-70-Schulder auf kurvenreichen Strecken abmontiert. Sie seien sinnlos, so Jean-Marie Bernard, seines Zeichens Ratsvorsitzender, da jetzt ohnehin alle „kriechen“ müssten.

Quelle: AFP

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