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Krankenhauskeime ade – wie sehen Gröhes Pläne aus?

Krankenhauskeime oder auch multiresistente Keime beschäftigen uns jetzt schon seit Monaten. Nun hat Gesundheitsminister Hermann Gröhe einen Zehn-Punkte-Plan entwickelt, um sie einzudämmen. Schärfere Meldepflichten, effektivere Kontrollen und gezielte Forschungen zu den multiresistenten Keimen sind geplant.

So sollen die gefährlichen, resistenten Erreger in Zukunft bereits beim ersten Nachweis von den 2.000 betroffenen Kliniken gemeldet werden. Ziel ist es, dass die Gesundheitsämter auf diese Weise Zeit gewinnen. In Arztpraxen und Kliniken soll das medizinische Personal sich den aktuellen Plänen Gröhes zufolge regelmäßigen Hygienefortbildungen unterziehen und Patienten müssten vor der Behandlung auf multiresistente Erreger hin getestet werden, damit diese gar nicht erst eingeschleppt werden können.

Bei den regelmäßig von den Kliniken zu erstellenden Qualitätsberichten soll es Ergänzungen geben – und zwar zu den Hygienestandards. Diese Ergänzungen sollen allerdings auch für den Laien, sprich den Patienten, verständlich aufbereitet werden. Wie eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums erklärte, könnte die Politik das Problem der 10.000 bis 15.000 Todesfälle pro Jahr durch Krankenhauskeime nicht kalt lassen. Tag für Tag würden 40 Menschen wegen der Keime ihr Leben lassen und so sei es nötig, dass die Politik hier endlich einschreitet.

MRSA gehört zu den häufigsten Krankenhauskeimen

Bei den Krankenhauskeimen handelt es sich in der Regel um Bakterien, die resistent gegenüber vielen Medikamenten und Antibiotika sind. Entweder helfen nur noch wenige oder auch gar keine Mittel mehr gegen die Bakterien. Am weitesten verbreitet und bekanntesten sind die MRSA-Bakterienstämme. Sie verursachen schwere Krankheiten, die nicht selten tödlich enden. Der Bakterienstamm ist unempfindlich gegen Antibiotika oder Penizillin.

Die aktuellen Pläne Gröhes sind in einem Zehn-Punkte-Plan zusammengefasst, der der Nachrichtenagentur Reuters vorliegen soll. Allerdings muss das interne Papier zunächst noch mit weiteren Ministerien abgestimmt werden.

Forschung gegen Krankenhauskeime vorantreiben

Ebenfalls sieht der Plan vor, dass in den kommenden drei Jahren diverse Forschungsvorhaben gefördert werden, die sich mit der Thematik Krankenhaus-Infektionen und Antibiotika-Resistenzen befassen. Außerdem soll es eine stärkere Überwachung der Resistenzen geben und der Antibiotika-Einsatz bei Mensch und Tier soll ebenfalls stärker kontrolliert werden. Bereits heute haben Kliniken 365 Millionen Euro an Mitteln zur Verfügung, die bis 2016 aufgebraucht werden können, um damit Hygienepersonal einzustellen und die Mitarbeiter entsprechend zu schulen.

Zudem drängt die Regierung derzeit darauf, neue Wirkstoffe auf den Markt zu bringen. Man will dafür mit den Pharmaunternehmen beraten, wo sie die Probleme sehen und welche Hindernisse sich Forschung und Entwicklung neuer Medikamente in den Weg stellen. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat das Problem ebenfalls erkannt. Sie hat bereits angekündigt, die resistenten Keime während der deutschen G7-Präsidentschaft in diesem Jahr zum Thema zu machen.

Wie viele Infektionen entstehen durch Krankenhauskeime?

Angaben der Regierung zufolge kommt es bereits heute Jahr für Jahr zu 400.000 bis 600.000 Infektionen im Rahmen der medizinischen Behandlungen. Davon gelten ein Drittel der Infektionen als vermeidbar. Vor allem sind ältere Menschen und schwerkranke Personen sowie Patienten nach komplizierten Eingriffen gefährdet, sich zu infizieren. Die Zahlen nehmen dabei stetig zu.

Trotzdem gibt es keine klaren Zahlen über die Häufigkeit der Infektionen mit Krankenhauskeimen in deutschen Kliniken. So gab die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene an, dass jährlich etwa 40.000 Menschen an den multiresistenten Keimen sterben, sich gut eine Million mit ihnen infiziert.

Frank-Ulrich Montgomery, der Präsident der Bundesärztekammer, lobte den Vorschlag Gröhes und die Unterstützung der deutschen Ärzteschaft bei den Bemühungen um bessere Hygienestandards in Kliniken. Die von Gröhe genannten Ziele findet er ehrgeizig, allerdings bemängelte er, dass die solide Finanzierung noch nicht Bestandteil der Pläne sei.

Quelle: Abendblatt

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