
Eines der Hauptprobleme beim weiteren
Welche weiteren Faktoren gefährden langfristig den Wohlstand in Deutschland?
Die Erwerbsquote ist in der Bundesrepublik deutlich zu niedrig. Allein um die Folgen des demografischen Wandels auszugleichen, müsste die Erwerbsquote bis zum Jahr 2035 auf 89 Prozent erhöht werden. Aktuell liegt sie in der Altersgruppe der 15- bis 64-Jährigen bei 79 Prozent. Derzeit sind in Deutschland etwa 8 Prozent aller Menschen im Alter von mehr als 65 Jahren berufstätig. Hier müsste der Anstieg mit einem Ziel von 27 Prozent im Jahr 20235 noch deutlich umfangreicher ausfallen. Dafür reicht die Verschiebung des regulären Renteneintrittsalters auf 67 Jahre nicht aus. Ein Defizit bestünde selbst dann noch, wenn die Regelungen für einen (abschlagsfreien) vorzeitigen Renteneintritt mit sofortiger Wirkung abgeschafft werden würden.
Den Wohlstand in Deutschland gibt es nicht mehr ohne Zuwanderung
Die Konsequenz der demografischen Entwicklung bei den Einheimischen ist, dass Deutschland nicht mehr ohne die Einwanderung von Arbeitskräften auskommt. Um das Wirtschaftswachstum und damit den Erhalt des Wohlstands nicht zu gefährden, braucht die Bundesrepublik nach den Modellrechnungen der Volkswirtschaftler/-innen der KfW jetzt schon pro Jahr rund eine Million qualifizierte Einwanderer im erwerbsfähigen Alter und Gesundheitszustand. Bei der ergänzenden Berücksichtigung der Tätigkeiten, die keine grundlegende berufliche Qualifikation erfordern, müssten mittelfristig sogar rund 1,8 Millionen Ausländer/-innen nach Deutschland kommen. Um ohne umfangreiche Zuwanderung auskommen zu können, müsste es die Bundesrepublik schaffen, die Steigerung der Arbeitsproduktivität pro erwerbstätigem Menschen auf mindestens 1,5 Prozent pro Jahr zu bringen. Bei der Ausnutzung aller zur Verfügung stehenden Potenziale wäre das zumindest theoretisch möglich, würde aber auch eine Ausweitung der Wochenarbeitszeit notwendig machen.
Welche weiteren Maßnahmen könnten den Wohlstand auch künftig sichern?
Beim Blick auf die Statistik offenbart sich eine weitere Reserve, die Deutschland zur Sicherung des künftigen Wohlstands anzapfen könnte. Die Erwerbsquote bei den Frauen müsste schneller als bisher steigen. Sie liegt aktuell bei etwa 75 Prozent und damit 5 Prozent unter dem Durchschnitt aller zur Europäischen Union gehörenden Länder. Auch quer durch alle Geschlechter zeigt der EU-Vergleich in Deutschland noch nutzbare Reserven auf. Um die Frauenerwerbsquote zu verbessern, müssen vor allem die Angebote für eine kostengünstige oder kostenfreie Kinderbetreuung deutlich erweitert werden. Doch es geht nicht nur um die Kosten, denn auch durch die Öffnungszeiten sowie durch die Schließung aufgrund mehrwöchiger Betriebsferien und an sogenannten Brückentagen werden insbesondere alleinerziehende Mütter und Väter in den Möglichkeiten der Erwerbstätigkeit eingeschränkt. Die parallel ins Spiel gebrachte Abschaffung der kostenlosen Einbeziehung von Ehegatten in die Krankenversicherung würde zwar zusätzliche Erwerbsanreize schaffen, aber auch viele Härtefälle nach sich ziehen, die beispielsweise durch fehlende Kitaplätze oder durch Behinderungen von Kindern entstehen, die aufgrund ihrer Einschränkungen keine Kita besuchen können.
Quelle: KfW
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