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Gender Gap Arbeitsmarkt: Was zeigt dieser neue statistische Indikator?

Statistic Graphs

Der Gender Gap Arbeitsmarkt soll aussagekräftiger als andere Indikatoren sein. Wir stellen die neue statistische Kenngröße vor.

Mit dem Gender Gap Arbeitsmarkt hat das Statistische Bundesamt einen neuen Indikator eingeführt. Nach den offiziellen Angaben aus Wiesbaden beschäftigt er sich nicht nur mit den Ungleichheiten beim Verdienst, die in Deutschland zwischen Männern und Frauen trotz allen Bemühungen um eine Gleichbehandlung noch bestehen. Er betrachtet zusätzliche Faktoren, die ergänzende Auswirkungen sowohl kurzfristig als auch langfristig auf die Geschlechterunterschiede beim Einkommen haben.

Gender Gap Arbeitsmarkt ist in Deutschland erschreckend hoch

Bei der Einbeziehung aller relevanten Faktoren hat das Statistische Bundesamt für 2022 in Deutschland einen Gender Gap Arbeitsmarkt von 39 Prozent ausgerechnet. Das heißt, das im Durchschnitt lebenslang zu erzielende Einkommen der Frauen lag im vergangenen Jahr um 39 Prozent niedriger als das der Männer. Noch größere Differenzen weisen unter den EU-Ländern nur Österreich, Italien und die Niederlande auf. Da stellt sich die Frage, wie diese Kenngröße in Deutschland so hoch ausfallen kann, wenn zeitgleich der Unterschied beim durchschnittlichen Bruttoentgelt pro Stunde bei 18 Prozent lag. Davon ergeben sich 11 Prozent aus berufs- und branchentypischen Unterschieden, so dass bereinigt ein Lohnunterschied von 7 Prozent übrigbleibt.
Die enorme Differenz beim Gender Gap Arbeitsmarkt ist den zusätzlichen Faktoren geschuldet, die vom Statistischen Bundesamt in die Berechnung des neuen statistischen Indikators einbezogen werden. Wie wichtig diese ergänzenden Faktoren sind, beweist ein Vergleich der EU-Länder. Auch in einigen Staaten mit einem geringen Unterschied bei der Entlohnung präsentiert sich ein sehr hoher Gender Gap Arbeitsmarkt. Das Statistische Bundesamt benennt als Beispiel Italien mit einem Lohnunterschied von 5 Prozent und einem Gender Gap Arbeitsmarkt von 43 Prozent.

Welche weiteren Unterschiede betrachtet der Gender Gap Arbeitsmarkt?

Einen bedeutenden Beitrag zum hohen Gender Gap Arbeitsmarkt leistet der Unterschied bei der Arbeitszeit. Der Durchschnitt der monatlichen Arbeitszeit ist bei Frauen deutlich niedriger als bei Männern. Frauen arbeiteten 2022 im Schnitt 121 Stunden pro Monat, während die durchschnittliche Monatsarbeitszeit bei Männern bei 148 Stunden lag. Das macht ein Minus von 18 Prozent auf Seiten der Frauen aus. Durch die Geburt von Kindern steigt dieser Unterschied deutlich an. Das belegt ein Blick auf die altersabhängige Entwicklung der monatlichen Arbeitszeit. Dort zeigt sich ein deutlicher Zusammenhang mit dem Durchschnittsalter der Erstgebärenden, das in Deutschland bei 30,5 Jahren liegt. Das Minus bei der Monatsarbeitszeit ist mit 23 Prozent bei Frauen zwischen 39 und 41 Jahren am größten. Hinzu kommt der Gender Employment Gap. Er misst die Unterschiede bei der Erwerbstätigenquote. Im vergangenen Jahr waren 9 Prozent weniger Frauen als Männer erwerbstätig. Solche Unterschiede bei der Erwerbstätigenquote erklären auch den hohen Gender Gap Arbeitsmarkt am Beispiel Italien. Dort ist die Differenz zwischen Frauen und Männern bei der Monatsarbeitszeit wesentlich größer als in Deutschland.

Quelle: Statistisches Bundesamt

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