Alltagsmagazin.de

News und Tipps aus allen Lebensbereichen

Mindestbetrag abheben, sonst drohen Gebühren

Immer mehr Deutsche versorgen sich am Geldautomaten mit Bargeld. Allerdings werden meist nur Kleinstbeträge gezogen, die für den Abend in der Bar oder den nächsten Einkauf reichen. Das ist für die Banken teuer, weshalb sie jetzt reagieren.

Besonders betroffen sind Kunden von Direktbanken, denn die verfügen kaum über eigene Geldautomaten und müssen den Service für die Bargeldabhebung an Fremdautomaten jedes Mal teuer bezahlen. Die ING-Diba beispielsweise als Europas größte Direktbank mit neun Millionen Kunden, will deshalb ab 01. Juli eine Mindestbargeldabhebung von 50 Euro einführen. Auch bei der Commerzbank-Tochter Comdirect und der Deutschen Kreditbank (DKB) gelten schon seit längerem ähnliche Regeln.

Drei bis fünf Euro fürs Bargeld ziehen

Ein Sprecher der ING-Diba begründet den Schritt damit, dass der Bank für jede Geldabhebung Kosten anfallen. Diese sind nicht von der Höhe des abgehobenen Betrags abhängig, so dass viele kleine Bargeldabhebungen der Bank besonders hohe Kosten verursachen. So gäbe es durchaus Kunden, die sich mehrmals täglich zehn bis 20 Euro am Automaten holen.

Im Durchschnitt zahlt die ING-Diba dafür rund 1,60 Euro Gebühren, wenn die Kunden mit der Visa-Karte Bargeld abheben. Nutzen sie die Girocard für Abhebungen an fremden Automaten variieren die Gebühren für die ING-Diba je nach Kreditinstitut. Im Herbst 2017 hat eine Marktübersicht vom Bundeskartellamt gezeigt, dass die Banken im Schnitt drei bis fünf Euro pro Auszahlung an Fremdkunden erheben, teilweise sogar noch deutlich mehr.

Im September haben die Wettbewerbshüter mitgeteilt, dass sie keine Notwendigkeit sehen, diese Gebühren in ihrer Höhe zu begrenzen. Verbraucher könnten die Gebühren in den meisten Fällen vermeiden, wenn sie die Automaten ihrer eigenen Bank oder ihres Verbundes nutzen, sich an Tankstellen oder im Handel mit Bargeld versorgen. Auch die Bargeldversorgung mittels Kreditkarte, die vielfach gebührenfrei möglich sei, sei eine Alternative. Außerdem zeigen viele Geldautomaten schon seit Mitte Januar vor der Auszahlung an, welche Gebühren für die Abhebung anfallen.

Bargeldversorgung im Handel kaum gefragt

Schon seit langem gibt es die Möglichkeit, sich im Handel mit Bargeld zu versorgen, oft bereits ab einem Einkaufswert von zehn Euro. Trotzdem wird diese Möglichkeit bisher kaum genutzt, wie eine Umfrage der Nürnberger GfK im Auftrag des Bankenverbandes BdB im Frühjahr herausfand. Lediglich vier Prozent der Deutschen nutzen diese Variante. Am Bankschalter werden acht Prozent der Verbraucher aktiv und besorgen sich Bargeld, 88 Prozent führt der Weg an den Geldautomaten. Gut 45 Prozent von ihnen heben dabei lediglich kleine Beträge bis zu 100 Euro ab.

Die Verbraucherschützer sehen in den geplanten Gebühren für das Abheben von Kleinstbeträgen ein Problem, insbesondere bei Banken, die schon für die Kontoführung an sich Gebühren erheben. Bei der ING-Diba plant man eine monatliche Gebühr von zehn Euro, wenn die Kunden auch weiterhin geringere Beträge als 50 Euro kostenfrei vom Automaten abheben wollen. Ausnahmen sollen bei Ebbe auf dem Konto gelten. Wer „weniger als 50 Euro verfügbaren Betrag auf dem Girokonto“ hat, soll demnach auch weiterhin kostenfrei Bargeld abheben können.

Zu beachten ist dabei jedoch, dass die Zahl der Geldautomaten zunehmend geringer ausfällt. Die Geräte sind teuer und müssen regelmäßig nachgefüllt werden. Aktuell stehen in Deutschland noch 58.000 Geldautomaten zur Verfügung, fast die Hälfte davon (25.000) werden von den Sparkassen betrieben, weitere 18.000 von den Volksbanken. Die ING-Diba unterhält 1.200 eigene Geldautomaten. Fremdkunden müssen dort übrigens 3,90 Euro Gebühren für das Abheben mit der Girocard zahlen.

Quelle: dpa

About Author