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Großbritannien erlaubt Babys mit drei Eltern

Großbritannien steht vor einer großen Frage im Bereich der Ethik. Soll es künftig erlaubt sein, die DNA von drei Elternteilen bei künstlichen Befruchtungen zu verwenden, um schwere Erbkrankheiten auszuschließen? Die Entscheidung dafür wurde im Londoner Parlament mit 382 Für- und 128 Gegenstimmen getroffen. Nun bleibt nur noch die Abstimmung im Oberhaus, die für den 23.02.2015 angesetzt ist, abzuwarten. Sie gilt allerdings als reine Formsache. Geht die Entscheidung durch, wovon auszugehen ist, könnte die neue Methode bereits ab dem kommenden Jahr zum Einsatz kommen. Jeremy Farrar, Chef der Wohlfahrtsorganisation Wellcome Trust zeigte sich erfreut über die Entscheidung. Vor allem die Familien, die wissen, wie es ist, sich um ein schwerkrankes Kind zu kümmern, würden damit in die Lage versetzt, die Erkrankung des Kindes von vornherein auszuschließen. Kritiker befürchten dagegen, dass nur noch makellose Babys im Labor gezeugt werden sollen.

Mitochondrien-Spende kann Erbkrankheit verhindern

Zum Einsatz kommen soll eine Methode, die an der Universität von Newcastle entwickelt wurde und bis heute als heftig umstritten gilt. In Großbritannien werden jährlich rund 125 Babys mit der Mitochondriopathie geboren. Dabei liegt eine Fehlfunktion der Mitochondrien vor. Die Krankheit wird von der Mutter vererbt. Die Mitochondrien sind winzige Organismen in den Zellen. Ihre Aufgabe ist es, Glukose in Energiemoleküle zu verwandeln. Ist die Leistungsfähigkeit der Mitochondrien eingeschränkt, wird der Körper nicht genug Energie erhalten. Das wiederum kann schwere Folgeerkrankungen nach sich ziehen, wie Muskelschwäche oder Diabetes.

Bei der neuen Methode soll die Vererbung der Krankheit verhindert werden, indem die defekte Mitochondrie aus der Eizelle der Frau entfernt wird. Ersetzt wird sie durch die Mitochondrie einer gesunden Frau, die anonym bleibt. Die Eizelle wurde also verändert und wird anschließend im Labor mit dem Sperma befruchtet. Danach wird sie der Mutter in die Gebärmutter eingesetzt.

Trotz dieses dritten Elternteils wird das Kind die Merkmale seiner eigentlichen Eltern aufweisen. Die ausgetauschte Mitochondrie macht nur ein Prozent der gesamten DNA einer menschlichen Zelle aus. Allerdings wird die Veränderung des Erbguts von Generation zu Generation weitergegeben.

Für und Wider der Mitochondrien-Spende

Die britische Regierung gehört zu den noch wenigen Befürwortern der neuen Methode. Sie sieht einen großen medizinischen Fortschritt darin. Auch eine Gruppe von Vereinen äußerte ihr Wohlwollen gegenüber der Methode in einem offenen Brief. Sie sei der bisher erste und einzige Hoffnungsschimmer für Familien, die ein Baby haben wollen, davor aber bisher zurückschreckten, aus Angst, dieses würde sein Leben lang Schmerzen erleiden. Lord Robert Wilson, einer der Vorreiter der In-Vitro-Fertilisation, bezeichnete den Vorgang der Mitochondrien-Spende als einfaches Verfahren, das mit einer Blutabnahme verglichen werden könnte.

Doch natürlich gibt es auch zahlreiche Kritiker, die gegen die neue Methode sind. Die Erzeugung von Designer-Babys würde damit erleichtert und sogar erlaubt. David King vom Verein Human Genetics Alert etwa erklärte, dass die Anerkennung von verändertem Erbgut erst ein einziger Schritt sei. Dem würden schnell viele weitere folgen, so dass Babys künftig nach Maß produziert würden.

Quelle: N-TV

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