Bereits im vergangenen Jahr hat Bildungsministerin Johanna Wanka angekündigt, dass bis 2021 40.000 Schulen in Deutschland WLAN und eine Breitbandanbindung bekommen sollen. Die Schüler sollen mit Tablets oder Smartphones lernen. Insgesamt fünf Milliarden Euro will der Bund dafür zwischen 2018 und 2022 ausgeben. Das ist im „Digitalpakt#D“ vereinbart worden. Doch wie weit kommen die Schulen mit dieser Summe? Das hat jetzt ein Forscherteam im Auftrag der Bertelsmann Stiftung untersucht – und kam zu einem traurigen Ergebnis.
2,8 Milliarden Euro jährlich sind für „Digitalpakt#D“ nötig
Schulen benötigen nach den aktuellen Berechnungen alleine für die IT-Ausstattung sowie die technische Unterstützung rund 2,8 Milliarden Euro jährlich. Das ist etwa das Dreifache dessen, was der Bund zur Verfügung stellen will. Statt fünf Milliarden Euro müsste der Bund gut 14 Milliarden Euro für fünf Jahre ausgeben.
Bei ihrer Berechnung haben die Forscher angenommen, dass Schüler und Lehrer jederzeit auf computergestützte Lehrmittel zurückgreifen können. Die Kosten teilen sich daher für die Schulen auf in mobile und stationäre Endgeräte, Breitband-Internetzugänge, die nötige Präsentationstechnik, Netzwerke sowohl lokal als auch drahtlos, die benötigte Software und die Lernplattformen. Außerdem fallen Kosten für die pädagogische Unterstützung und den technischen Betrieb an, sowie für Programmierbaukästen.
260 Euro pro Schüler für „Digitalpakt#D“ nötig
Alleine in einer Grundschule würden dafür 45.500 Euro pro Jahr anfallen, auf den einzelnen Schüler umgerechnet wären es 260 Euro. Bei weiterführenden Schulen steigen die Kosten auf 300.000 Euro pro Jahr bzw. 400 Euro pro Schüler. Den größten Teil der Kosten beanspruchen laut Forscherangaben die Endgeräte. Auch wenn es sich hierbei um einmalige Kosten handelt, was die Forscher berücksichtigt haben, reichen die vorgegebenen Kostenübernahmen seitens des Bundes nicht aus.
Zudem ist bis dato noch nichts vom versprochenen Digitalpakt bei den Schulen angekommen. Lediglich die kommerziellen Unternehmen haben einen starken Wettbewerb um die Vorherrschaft in den Klassenräumen angeschoben. So buhlen derzeit alle großen IT-Firmen, wie Google, Microsoft und Apple um die Gunst der Lehrer, nicht zuletzt weil die heutigen Schüler die Mitarbeiter und Kunden von morgen sind.
Trotz dieser Bedenken hält das Bildungsministerium an seinem Zeitplan fest, wie eine Sprecherin bestätigt. Noch in diesem Jahr soll die Bund-Länder-Vereinbarung stehen. Bei den fünf Milliarden Euro Ausgaben wolle man bleiben, allerdings müsste die neue Regierung das Geld dann auch einplanen und bereitstellen.
Quelle: kha

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