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Aktionswoche Schuldnerberatung 2022: Zahlen & Fakten

Calculator and Euro banknotes on a table

Vom 30. Mai bis zum 3. Juni 2022 startet in Deutschland die Aktionswoche Schuldnerberatung. Die Zahlen belegen die Notwendigkeit.

Die Aktionswoche Schuldnerberatung 2022 steht unter dem Motto „… und plötzlich überschuldet“. Verantwortlich ist die Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der gemeinnützigen Verbände, die überschuldete Menschen beraten. Sie wählt für jedes Jahr ein anderes Motto. Im Jahr 2021 hieß es „Der Mensch hinter den Schulden“ und 2020 „Chancenlose Kinder? Gutes Aufwachsen trotz Überschuldung“. Im Jahr 2019 beschäftige sich die Aktionswoche Schulden mit dem Thema „Albtraum Miete“. In Deutschland gibt es rund 1.400 Schuldnerberatungen. Die nachfolgend genannten Zahlen beruhen auf einer anonymisierten Erfassung der Daten von 147.000 Hilfesuchenden aus knapp 600 Beratungsstellen.

Warum sind Events wie die Aktionswoche Schuldnerberatung notwendig?

Im Jahr 2021 stieg in der Bundesrepublik Deutschland die Zahl der Privatinsolvenzen sprunghaft wieder an, nachdem die Zahlen in den zehn Jahren zuvor kontinuierlich gesunken waren. Im Jahr 2021 wurden bundesweit 109.031 Privatinsolvenzen angemeldet. Das Jahr 2020 kann aufgrund der Corona-Sonderbestimmungen nicht mitgerechnet werden. Im Vorkrisenjahr 2019 gab es deutschlandweit 86.838 angemeldete Privatinsolvenzen, nachdem im Vorjahr 88.995 private Insolvenzanträge verzeichnet wurden. Zu den häufigsten Ursachen einer Privatinsolvenz gehört der Verlust des Arbeitsplatzes. Leider haben durch die Folgen der Coronakrise viele Menschen ihre Jobs verloren, was den plötzlichen Anstieg im Jahr 2021 erklärt. Besonders betroffen waren Beschäftigte der Tourismuswirtschaft, der Gastronomie und des niedergelassenen Handels, weil viele Betriebe trotz der staatlichen Hilfen die Umsatz- und Gewinnausfälle nicht kompensieren konnten und deshalb dauerhaft schließen mussten.

Was sind die häufigsten Gründe für eine Überschuldung?

Das Bundesamt für Statistik ging auch der Frage nach, welche Rolle Mietschulden bei den Menschen spielen, von denen Hilfe in den Schuldnerberatungsstellen gesucht wurde. Betroffen von dieser Ursache für eine drohende Privatinsolvenz waren 20,3 Prozent aller Hilfesuchenden. Im Schnitt hatten die Schuldner/-innen bei einer einzelnen Betrachtung ein Einkommen von 1.146 Euro und mussten davon durchschnittlich 45 Prozent für die Miete aufwenden. Der Durchschnitt der anfallenden Wohnkosten lag im Jahr 2021 bei 520 Euro inklusive Betriebskosten und Energiekosten. Genau diese Kosten steigen aktuell dramatisch an. Eine Stagnation der Mieten ist bei den Defiziten im Wohnungsbau nicht zu erwarten. Das Gegenteil ist der Fall, weil immer mehr Eigentümer und Verwalter eine sogenannte Indexmiete vereinbaren, die sich automatisch abhängig von der jeweils offiziell festgestellten Inflationsrate erhöht.

In welchen Bereichen fallen die meisten Schulden an?

Auch dazu macht das Statistische Bundesamt genaue Angaben. 57,2 Prozent aller von den Schuldnerberatungsstellen betreuten Personen wiesen Rückstände bei den Beiträgen für die Krankenversicherung und Rentenversicherung oder Schulden bei den Arbeitsämtern und Jobcentern auf. Mit 48,9 Prozent hatte knapp die Hälfte aller Hilfesuchenden umfangreiche Schulden bei Kommunikationsdienstleistern. Neben dem Verlust des Arbeitsplatzes spielten als Ursachen für die Überschuldung auch die Folgen von Unfällen, Scheidungen oder dem Tod des Partners oder der Partnerin eine wichtige Rolle. Aber auch die wirtschaftlichen Folgen von Erkrankungen und Süchten waren Gründe für die Vorsprache bei Schuldnerberatungen. In jedem zehnten Fall sind die Überschuldung und drohende Privatinsolvenz einer längeren Tätigkeit im Niedriglohnsektor geschuldet.

Quelle: Statistisches Bundesamt, statista

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