Der kritische Blick auf die
Wie hat sich die Finanzstabilität in Deutschland verändert?
Der neueste Bericht des Fachausschusses umfasst den Zeitraum April 2021 bis März 2022. Das bedeutet, dass die Folgen des Ukrainekriegs nur zu einem geringen Bruchteil dort abgebildet sind. Doch schon während des Berichtszeitraums haben sich einige Faktoren verstärkt, die zu einer Verwundbarkeit des Finanzsystems in Deutschland beitragen. Die daraus resultierenden Gefahren wurden mit einem Maßnahmenpaket der Finanzaufsicht BaFin reduziert. Ein Hauptproblem besteht darin, dass die Wirtschaft nicht den erhofften Aufschwung durch die Rücknahme der Beschränkungen zur Eindämmung der Coronapandemie verzeichnete. Der Fachausschuss benennt als Gründe die bestehende Unsicherheit zur weiteren Entwicklung der Pandemie sowie die als Folge der Beschränkungen an vielen Stellen noch nicht überwundenen Lieferengpässe. Dort lag die Hoffnung darin, dass sich die Lage im Jahr 2022 weiter stabilisiert, doch stattdessen leidet die Wirtschaft nun unter den Folgen der Handelsembargos, die im Zusammenhang mit dem Ukrainekrieg verhängt wurden.
Was beeinflusst die Stabilität des deutschen Finanzsystem aktuell noch?
Die Konsequenzen der rasant gestiegenen Energie- und Kraftstoffkosten sind in dem aktuellen Bericht zur Finanzstabilität noch nicht enthalten. Die Bundesregierung rechnet für die nächsten Monate mit einer Stagflation. Das bedeutet ein stagnierendes Wirtschaftswachstum in Kombination mit einer hohen Inflationsrate. Bleibt die Inflationsrate hoch, könnte die Europäische Zentralbank EZB mit einer Anhebung der Leitzinsen reagieren. Darüber würden sich zwar die Sparer und Banken freuen, doch insbesondere für das Wirtschaftswachstum insgesamt wäre eine drastische Zinserhöhung aktuell jedoch kontraproduktiv. Außerdem sind gerade jetzt in Unternehmen und Gebäuden erhöhte Investitionen zur Einsparung von Energie notwendig.
Dabei sind große Teile der Wirtschaft sowie Immobilienbesitzer auf günstige Kredite angewiesen. Das heißt, die Zinspolitik der EZB gleicht derzeit einem „Drahtseilakt“. Als daraus resultierende Risiken benennt der Fachausschuss in seinem Bericht die Unterschätzung von Kreditrisiken bei einer gleichzeitigen Überbewertung von Vermögenswerten (hauptsächlich Immobilien). Diese Faktoren zählten zu den Hauptursachen der globalen Finanzkrise nach dem Zusammenbruch der Lehman Brothers Bank und müssen deshalb unbedingt ausgeschaltet werden.
Klimapolitik und Klimawandel haben ebenfalls Einfluss auf die Finanzstabilität
Den Einfluss der sogenannten Transitionsrisiken stuft der Fachausschuss aktuell als moderat ein. Dabei handelt es sich um die Auswirkungen auf das Finanzsystem, die von den klimapolitischen Maßnahmen der Bundesregierung ausgehen. Allerdings wird diese Einschätzung derzeit von den Folgen der Energiekrise aufgrund des Ukrainekriegs überschattet, was zu erheblichen Unsicherheiten führt. Außerdem geht der Fachausschuss auf der Basis der Daten der Bundesbank davon aus, dass sich deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Akteuren auf dem Finanzmarkt zeigen werden. In der Zusammenfassung heißt es dazu, dass durch die Folgen des Ukrainekriegs die Risiken für die Finanzstabilität in Deutschland vor allem durch die damit verbundenen Unsicherheiten „sprunghaft angestiegen“ sind.
Quelle: Deutscher Bundestag Drucksache 20/2585
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