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Deutschland hat Rücken

Rückenleiden werden zur Volkskrankheit, das geht zumindest aus dem Gesundheitsreport der Techniker Krankenkasse (TK) hervor, der am Dienstag veröffentlicht wurde. In Deutschland geht jeder zehnte Krankentag auf Rückenleiden zurück. Aufs Jahr gerechnet kommen so 40 Millionen Fehltage der Arbeitnehmer zustande. Die Ursachen für Rückenschmerzen sind dabei vielfältig, der oft angegebene Stress stellt nur eine der Ursachen dar. Die oftmals durchgeführten Operationen sind laut TK aber ebenso häufig unnötig.

Die Statistiken sprechen eine deutliche Sprache: Jede zwölfte Erwerbsperson (dazu zählen auch Empfänger von Arbeitslosengeld) waren im vergangenen Jahr wegen Rückenbeschwerden krankgeschrieben worden. Die Fehlzeiten der Deutschen stagnieren nach Angaben der TK damit auf einem hohen Niveau. Doch nicht nur die Anzahl der Betroffenen macht es für Kassen schwierig, sondern auch die langen Ausfallzeiten, die mit Rückenproblemen einher gehen. Die Betroffenen waren durchschnittlich 17,5 Tage krankgeschrieben, das sind fünf Tage mehr als eine durchschnittliche Krankschreibung. Eine von 15 Krankschreibungen wegen Rückenleiden dauert mehr als sechs Wochen an, das sind neun Prozent. Auf diese entfallen jedoch mehr als die Hälfte aller Krankentage.

Diese langen und häufigen Ausfallzeiten bedeuten für Unternehmen und Kassen Kosten in Millionenhöhe. Alleine die TK musste im vergangenen Jahr 160 Millionen Euro für Klinikaufenthalte berappen, die auf Rückenleiden zurückgingen.

Wo liegen die Ursachen für die Rückenbeschwerden?

Die Ursachen für die Rückenleiden sind dabei vielfältig. Oft ist es auch nicht nur eine Ursache, die zum Problem führt, sondern das Zusammenspiel mehrerer Faktoren. Besonders häufig werden hier

  • Stress,
  • Bewegungsmangel und
  • einseitige Belastungen

genannt. Der Stress selbst führt oft zu Verspannungen und damit zu Rückenbeschwerden, wie Jens Baas, Chef der TK, erklärt.

In dieser Aussage beruft er sich auf eine frühere Studie seiner Kasse. Aus der ging hervor, dass drei von vier Beschäftigten, die einen hohen Stresslevel aushalten mussten, auch unter Rückenbeschwerden litten. Die mangelnde Bewegung, die individuelle Lebenssituation und Konstitution sind weitere Faktoren, die zum Rückenproblem werden können. Generell gelte, so heißt es, je zufriedener man mit seinem eigenen Leben ist, umso unwahrscheinlicher ist es, an Rückenbeschwerden zu leiden.

Schreibtischtäter und körperlich schwer Arbeitende haben besonders oft Rücken

Der aktuelle Report bestätigt die Erwartungen. Menschen, die schwer körperlich arbeiten müssen, etwa in der Altenpflege oder im Tiefbau, sind besonders häufig von Rückenbeschwerden betroffen. Auch die Schreibtischtäter leiden oft unter Rückenschmerzen, wenn sie der einseitigen Belastung nicht mit Sport entgegen wirken. Gleiches gilt übrigens für Berufskraftfahrer, da sie sich einseitig belasten müssen und oft zu wenig Bewegung erhalten.

Am Rücken wird zu oft operiert

Ein weiteres Problem: Es wird zu oft operiert. Bei vielen Menschen verschwinden Rückenleiden nach einigen Wochen von selbst wieder. Wer die Schmerzen nicht los wird, kommt unters Messer. Laut TK-Chef Baas sind diese OPs aber nicht nur teuer, sondern oft auch unnötig. Alleine in der Zeit von 2005 bis 2011 hat sich die Zahl der Wirbelsäulen-OPs mehr als verdoppelt.

Bass verweist deshalb auf das Modellprojekt der eigenen Krankenkasse, das auf den Namen „Zweitmeinung Rücken“ hört. Wenn eine Rücken-OP bevorsteht, können sich Patienten hier nochmals unabhängig beraten lassen. In vier von fünf Fällen wird von einer Rücken-OP abgeraten.

Allerdings gibt es auch einen Lichtblick beim TK-Report mit 4,1 Millionen Erwerbspersonen, die bei der TK versichert sind: Die Zahl der Fehltage wegen psychischer Erkrankungen habe erstmals nicht weiter zugenommen. Sie stagniert zwar, allerdings auf hohem Niveau, so dass Baas keinen Grund für eine Entwarnung sieht.

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