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Zu wenige Ersthelfer bei Herzattacken

Herzprobleme sind in Deutschland ein immer größeres Problem. Mehr als 50.000 Menschen in Deutschland erleiden jedes Jahr einen Herz-Kreislauf-Stillstand. Dass dies natürlich außerhalb eines Krankenhauses mit ausgebildeten Medizinern passiert, muss nicht extra erwähnt werden. Ersthelfer können dann Leben retten, doch lediglich in einem Drittel der Fälle (34 Prozent) trauen sich die vor Ort anwesenden Ersthelfer die Reanimationsversuche bis zum Eintreffen des Notarztes zu.

Ersthelfer besser anleiten

Diese Zahlen gehen aus einer Untersuchung der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) hervor. Jan-Thorsten Gräsner, Präsidiumsmitglied beim DGAI freute sich dennoch, dass Deutschland „endlich nicht mehr Schlusslicht“ im europäischen Vergleich ist. Vor neun Jahren lag die Zahl der Ersthelfer, die sich die Reanimation zutrauten noch bei gerade einmal 16 Prozent.

Alleine in den letzten fünf Jahren habe sich die Quote mehr als verdoppelt, wie Gräsner bestätigt. Diese Verbesserung führte er auf mehrere Aktionen zurück, wie etwa die Kampagne „Prüfen – Rufen – Drücken“, die die Deutsche Anästhesiologie bereits vor vier Jahren ins Leben rief. Diese drei Schritte sollte jeder Ersthelfer vor Ort im Ernstfall befolgen. Auch das „Nationale Aktionsbündnis Wiederbelebung“, das im vergangenen September ins Leben gerufen wurde, könnte die Sensibilität der Ersthelfer erhöhen. Zusammen mit Prominenten und Experten werden hier ebenfalls verschiedene Aktionen durchgeführt und es gibt mittlerweile sogar Apps fürs Smartphone. Mit ihnen sollen Ersthelfer alarmiert werden können, die sich in direkter Umgebung des Patienten befinden.

Laien-Reanimation in Deutschland noch niedrig

Allerdings ist die deutsche Quote für die Laien-Reanimation durch Ersthelfer im europäischen Vergleich noch zu niedrig. Deutschland landet hier gerade einmal im unteren Drittel des Rankings. Deutlich besser sieht es in den skandinavischen Ländern aus. In Norwegen etwa erreicht man eine Laien-Reanimations-Quote von stolzen 70 Prozent. Die Ersthelfer beginnen in zwei Dritteln aller Fälle sofort mit den Wiederbelebungsmaßnahmen. Damit steigen auch die Überlebenschancen für den Betroffenen enorm.

Die DGAI hat weiterhin ausgerechnet, dass in Deutschland gut 10.000 Patienten mehr als bisher eine Herzattacke überleben könnten, wenn die Reanimations-Quote durch Laien auch hier gesteigert würde. Allerdings schränkt Gräsner ein, dass die Voraussetzung für diese berechneten Prognosen ist, dass sofort mit der Wiederbelebung begonnen wird, der Patient möglichst schnell durch einen Notarzt weiterbehandelt wird und ins richtige Krankenhaus kommt.

DRK fordert Erste-Hilfe-Kurse im Lehrplan der Schulen

Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) fordert schon seit langem, dass Reanimationskurse auf den Lehrplan der Schulen gesetzt werden. In Baden-Württemberg ist man dieser Forderung nachgekommen, in den meisten anderen Ländern ist die Reanimation aber kein fester Unterrichtsbestandteil. Auch Erwachsene sollten alle drei bis fünf Jahre einen Erste-Hilfe-Kurs wiederholen. Nur durch regelmäßige Wiederholungen kann das Wissen aufgefrischt und im Ernstfall abgerufen werden. Das bestätigt auch DRK-Bundesarzt Peter Sefrin. Er hat mit Studenten der Uni Würzburg festgestellt, dass Absolventen eines Erste-Hilfe-Kurses die Hälfte der Inhalte bereits nach zwei Jahren wieder vergessen haben.

Die DGAI betreibt mittlerweile seit über zehn Jahren das Deutsche Reanimationsregister. 161 Rettungsdienste und 135 Krankenhäuser speisen hier die Daten zu reanimierten Personen ein. So kamen in den letzten zehn Jahren mehr als 100.000 Datensätze zusammen, anhand derer die DGAI feststellen will, wo noch Optimierungsbedarf besteht. Deutliche Unterschiede zeigen sich laut Gräsner beispielsweise zwischen Stadt und Land. Gerade in ländlichen Regionen ist demnach zu wenig über Wiederbelebung bekannt, obwohl man dabei doch gar nichts falsch machen könne.

Quelle: dpa

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