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Kann man die Fettleibigkeit mit einer Zucker-Fett-Steuer bekämpfen?

Fast-Food-Läden gibt es in Hülle und Fülle. Dort der Burger-Laden, da die Döner-Bude, kaum zwei Schritte weiter der Imbiss mit Pommes und Co., die Bäckerei mit den belegten Brötchen und die Sandwichläden runden das Angebot schließlich ab. Auf Dauer kann man da den süßen und deftigen Versuchungen kaum widerstehen – und das hat Folgen.

Das geht zumindest aus einer britischen Studie hervor, an der 5.500 Probanden teilnahmen. Dabei wurde festgestellt: Je größer das Fast-Food-Angebot rund um den eigenen Wohn- und Arbeitsort ausfällt, umso höher ist die Gefahr der Fettleibigkeit bei den Anwohnern. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) sieht das ähnlich und stellt eine konsequente Forderung: Eine Zucker-Fett-Steuer.

Wie die Studie die DDG auf eine Zucker-Fett-Steuer brachte

Die bereits 2008 veröffentlichte Verzehrsstudie brachte den klaren Beweis. In der Fachzeitschrift „British Medical Journal“ konnte es Jedermann nachlesen. In den Regionen, in denen sehr viele Imbissgelegenheiten vorhanden waren, lag die Zahl der Fettleibige doppelt so hoch als in den Regionen, in denen das Fast-Food-Angebot nur dünn gesät war, so Erhard Siegel, der Präsident der DDG.

Siegel führt weiter aus, dass Übergewicht zahlreiche Folgeerkrankungen, wie Diabetes, ein erhöhtes Risiko für Herzprobleme und Schlaganfälle mit sich bringt, dass das Krebsrisiko sich erhöhen könnte und auch Gelenkprobleme typische Folgeerkrankungen sind. Diese Folgeerkrankungen beeinträchtigen nicht nur das individuelle Wohlbefinden, sondern belasten langfristig auch das Gesundheitssystem, so Siegel. Der Internist und Ernährungsmediziner, der am St. Josefskrankenhaus in Heidelberg arbeitet, ist daher klar für die Zucker-Fett-Steuer.

Seiner Meinung nach reicht der reine Appell an die Vernunft nicht aus. Insbesondere sozial schwache Gesellschaftsschichten würde man mit Appellen nicht erreichen.

Zucker-Fett-Steuer im Vergleich mit Tabaksteuer

Die Zucker-Fett-Steuer soll laut Siegel ein guter Schritt auf dem Weg in die richtige Richtung sein, um Übergewicht in den Griff zu bekommen. Er führt dabei den Vergleich mit der Tabaksteuer an. Nachdem die Packungen mit abschreckenden Gesundheitswarnungen bedruckt und massiv verteuert worden waren, sei der Zigarettenkonsum in der Altersgruppe der zwölf- bis 17-Jährigen um die Hälfte zurückgegangen.

Solche Erfolge erhoffen sich Siegel und seine Mitstreiter bei der DGG auch von einer Zucker-Fett-Steuer. Die sollte vor allem für verarbeitete Lebensmittel gelten, bei denen Verbraucher nicht auf den ersten Blick erkennen könnten, wie viele Kalorien darin stecken. Außerdem seien weniger kalorienreiche Lebensmittel dabei günstiger zu besteuern, als die sehr kalorienreichen Lebensmittel.

DDG-Geschäftsführer Dietrich Garlichs betont zusätzlich, dass mit der Zucker-Fett-Steuer ein Anreiz für die Hersteller geschaffen werden könne, die Rezepturen zu verändern. So würden gleichzeitig alle gemeinsam gegen das Übergewicht vorgehen. Zeitgleich sollten kalorienarme und gesunde Lebensmittel günstiger werden, wünscht sich die DGG.

Zucker-Fett-Steuer stößt in der Politik auf wenig Gegenliebe

In der Politik, im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, stößt der Vorschlag der DDG, eine Zucker-Fett-Steuer einzuführen indes auf wenig Gegenliebe. Ein Sprecher sagte, dass Strafsteuern in Deutschland nicht gewünscht sind. Man wolle das Konsumverhalten des Verbrauchers nicht einschränken oder ihn gar bevormunden. Zusätzlich verweist man auf die 2011 in Dänemark eingeführte Fettsteuer. Nach nur gut einem Jahr, im November 2012, wurde sie wieder abgeschafft. Grund dafür: An den Ernährungsgewohnheiten der Verbraucher hatte sich nichts geändert. Auch daher hält das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft die Einführung einer Zucker-Fett-Steuer nicht für sinnvoll.

Dabei machen es bereits viele Länder vor und führen Steuern auf Nahrungsmittel ein. In Mexiko beispielsweise gibt es eine Steuer für alle Lebensmittel, die pro 100 Gramm mehr als 275 Kalorien enthalten. In unserem Nachbarland Frankreich nutzt man seit 2012 die „Cola-Steuer“, die auf Getränke entfällt, die mit Zucker angereichert sind. In Lettland wird zwar keine Steuer erhoben, allerdings sind ungesunde Lebensmittel in Schulen und Kindergärten verboten. Und die Länder Ungarn und Finnland haben eine Steuer auf Dickmacher eingeführt.

Garlichs lässt sich von der Absage des Bundesministeriums hingegen nicht beirren. Er ist fest davon überzeugt, dass solche Maßnahmen auch in Deutschland erfolgreich sein werden. Es ist lediglich noch eine Frage der Zeit, bis die Zucker-Fett-Steuer hierzulande eingeführt wird. Bereits in den nächsten Koalitionsverträgen könnte das Thema auf Bundesebene diskutiert werden, ist sich Garlichs sicher.

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