In Deutschland ist die Zahl der Kindeswohlgefährdungen zuletzt erneut gestiegen. Besonders erschreckend: Häufig sind die Eltern die Täter.
Laut Angaben des Statistischen Bundesamts wurden im vergangenen Jahr 63.700 Fälle von Kindeswohlgefährdung gemeldet. Das sind rund 1.400 Fälle mehr als noch im Vorjahr. Gleichzeitig wurde damit ein neuer Höchststand erreicht. Unter den großen Begriff Kindeswohlgefährdung fallen neben sexueller Gewalt auch psychische und körperliche Gewalt, sowie Vernachlässigung. Trotz der alarmierenden Zahlen wies das Statistische Bundesamt darauf hin, dass noch Daten aus etlichen Jugendämtern fehlten. Daher geht man von einem tatsächlichen Anstieg um knapp 5.000 Fälle auf 67.300 Fälle aus.
Vielfach sind Eltern für Kindeswohlgefährdung verantwortlich
Die betroffenen Kinder waren durchschnittlich acht Jahre alt. Besonders erschreckend: in drei von vier Fällen ging die Kindeswohlgefährdung von Mutter oder Vater aus. Mit den aktuellen Ergebnissen setzt sich ein bereits länger bestehender Trend fort. Laut den Statistikern gibt es dafür mehrere Gründe, unter anderem eine höhere Sensibilität und Anzeigebereitschaft in der Öffentlichkeit. Auch Behörden greifen beim Kinderschutz mittlerweile stärker durch.
Bei den gefährdeten Kindern ergab sich ein trauriges Bild: 39 Prozent von ihnen wuchsen bei alleinerziehenden Elternteilen, weitere 38 Prozent bei beiden Eltern auf. Lediglich 13 Prozent lebten bei nur einem Elternteil in neuer Partnerschaft und zehn Prozent im Heim, bei Verwandten oder andernorts.
58 Prozent der gemeldeten Fälle von Kindeswohlgefährdung deuteten auf Vernachlässigung hin. In 36 Prozent lagen Hinweise auf psychische Misshandlungen vor und in 27 Prozent der Fälle gab es Indizien für körperliche Misshandlungen. Einen Verdacht auf sexuelle Gewalt gab es in sechs Prozent der Fälle. Wie aus den Daten der Jugendämter hervorgeht, hat fast jedes vierte betroffene Kind mehrere dieser Übergriffe zeitgleich erlebt.
Behörden zeigen Kindeswohlgefährdung häufiger an
211.700 Hinweise gingen bei den Jugendämtern im vergangenen Jahr ein, wobei auch hier auf die noch fehlenden Daten von etlichen Behörden verwiesen wird. In fast jedem dritten Fall bestätigte sich der Verdacht.
Ebenfalls wurde fast jede dritte Meldung (31 Prozent) von Polizei und Justiz ausgelöst. Bekannte, Verwandte und Nachbarn erstatteten in 22 Prozent der Fälle Anzeige. In diese Gruppe wurden auch anonyme Hinweise gezählt.
Rund 13 Prozent der Hinweise an die Jugendämter kamen von Kinder- und Jugend- oder Erziehungshilfen. Weitere zwölf Prozent stammten aus den Schulen. Knapp zehn Prozent der Hinweise kamen direkt aus den Familien. Zwei Prozent gingen von den Kindern selbst aus, weitere sieben Prozent von den Eltern.
Haben die Kinder selbst einen Hinweis gegeben, bestätigte sich der Verdacht auf Kindeswohlgefährdung doppelt so häufig wie bei anderen Hinweisgebern, nämlich in 60 Prozent der Fälle.
BrittaL ist „Baujahr“ 1983. Sie verfügt über eine kaufmännische Ausbildung und zählt sich zu den echten Tierfreunden. Ihre Interessen sind breit gefächert.
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