Die Schaltsekunde wird immer wieder notwendig, um die Atomuhren an die Sonnenzeit anzupassen. Solche Korrekturen werden seit dem Jahr 1972 vorgenommen und sind notwendig, weil sich die Rotation der Erde kontinuierlich verlangsamt. Deshalb werden die Atomuhren in aller Welt am 1. Juli 2015 eine Sekunde vor 2.00 Uhr für eine Sekunde angehalten. Verantwortlich für die Festlegung des Termins der Schaltsekunde ist der International Earth Rotation and Reference Systems Service mit Sitz in Frankfurt am Main. Dort wurde festgestellt, dass zwischen der Atomzeit und der Sonnenzeit im Juni 2015 eine Differenz von 0,65 Sekunden besteht. Eine internationale Vereinbarung besagt, dass diese Differenz nie mehr als 0,9 Sekunden betragen darf.
Welche Probleme könnte es durch die Schaltsekunde geben?
Vor allem bei komplexen Computersystemen kann es durch die Schaltsekunde zu Pannen kommen. Das zeigt ein Blick auf das Jahr 2012. Damals waren plötzlich zahlreiche Websites nicht mehr erreichbar du das Buchungssystem einer in Australien beheimateten Fluggesellschaft fiel aus. Doch das sind nur kleine Risiken zu den Gefahren, die durch die Schaltsekunde in den Energiesystemen drohen. Hier wird der Stromfluss nach Mikrosekunden berechnet, was für die Daten der Netzauslastung ebenso gilt. Experten befürchten, dass es zu Fehlberechnungen und in der Folge zu Netzausfällen kommen könnte. Weitere gravierende Probleme durch die Schaltsekunde ergeben sich bei der Satellitennavigation, was auf die enorme Bewegungsgeschwindigkeit der Satelliten zurückzuführen ist. In der Nacht vom 30. Juni zum 1. Juli 2015 sollte man sich also nicht unbedingt auf die Daten verlassen, die von den satellitengestützten Navigationssystemen ausgegeben werden.
Schaltsekunde ist für viele Unternehmen eine teure Angelegenheit
Auch die Handelssysteme der Börsen sowie der Flugsicherung könnten durch die Schaltsekunde Probleme verursachen. In vielen Systemen muss die Zeitumstellung manuell vorgenommen werden. Das kostet die Unternehmen Zeit und Geld. Deshalb gibt es inzwischen Bemühungen, die Schaltsekunde abzuschaffen und durch eine Schaltminute in größeren Abständen zu ersetzen. Der nächste größere Vorstoß gegen die Schaltsekunde wird bei der ITU-Konferenz im November 2015 erwartet. Zu den Gegnern der Schaltsekunde zählen sich Frankreich und die Vereinigten Staaten. Russland, Kanada und Großbritannien gehören zu den Verfechtern der Beibehaltung der Schaltsekunde. Den Briten geht es um den Symbolcharakter des Greenwich-Meridians, die anderen Abschaffungsgegner wollen keine Abkoppelung der Sonnenzeit von der Menschheitsgeschichte.
Quelle: Spiegel
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