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Liefermengen bei Erdgas sinken: Besteht trotzdem Versorgungssicherheit?

Heating Specialist with Gas Leak Detector in His Hand

Russland pumpt deutlich weniger Gas durch die Pipeline Nord Stream 1. Wie schätzt die Bundesnetzagentur die Konsequenzen für Deutschland ein?

Es wurde schon seit einiger Zeit befürchtet, dass die russische Regierung die Abhängigkeit Deutschlands von den Gaslieferungen als Druckmittel ausnutzen könnte. Genau danach sieht es aktuell auch aus, obwohl die offizielle Begründung technische Probleme angibt. Angeblich ist die Ursache eine aufgrund der Sanktionen nicht mögliche Rücklieferung einer in Kanada reparierten Gasturbine. Deshalb wurden im Laufe der Kalenderwoche 24/2022 die Liefermengen durch die Pipeline Nord Stream 1 von 167 Millionen Kubikmetern pro Tag auf 67 Millionen Kubikmeter pro Tag reduziert. Das heißt, Deutschland muss den Ausfall von 60 Prozent der Gaslieferungen über die Ostseepipeline verkraften.

Kann Deutschland die ausfallenden Gaslieferungen kompensieren?

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck betonte in mehreren Statements, dass die Versorgung weiterhin gesichert ist. Er geht davon aus, dass Russland mit den Kürzungen der Liefermengen für Preissteigerungen auf dem Weltmarkt sorgen und die Menschen in Deutschland verunsichern will. Derzeit ist seiner Meinung nach noch eine komplette Kompensation durch Ersatzbeschaffungen auch zur Befüllung der Gasspeicher möglich. Das deckt sich mit den offiziellen Angaben der Bundesnetzagentur, die ebenfalls keinen kausalen Zusammenhang der Reduzierung der Gasliefermengen mit technischen Problemen sieht. Die Gasspeicher in Deutschland sind nach den dortigen Angaben derzeit zu reichlich 55 Prozent gefüllt. Dieser Wert liegt deutlich höher als der Durchschnitt der vergangenen Jahre zum gleichen Zeitpunkt. Seit Wochenbeginn wurden die bezogenen Gasmengen aus den Niederlanden sowie aus Belgien und Norwegen erhöht, um die Gasspeicher als Vorbereitung für den kommenden Herbst und Winter weiter befüllen zu können.

Wie kann Deutschland die Versorgungssicherheit bei Gas weiter gewährleisten?

Die gute Nachricht ist, dass nach den offiziellen Angaben der Bundesnetzagentur in Deutschland in den ersten fünf Monaten des laufenden Jahres deutlich weniger Erdgas verbraucht wurde als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Allein der milde Winter und das ebenfalls milde Frühjahr können nicht allein dafür verantwortlich sein, denn im Vergleichszeitraum 2021 fielen Gaseinsparungen durch die Folgen der Lockdowns zur Bekämpfung von COVID-19 an. So mussten beispielsweise wegen der Schließungen unzählige Schulen sowie touristische und gastronomische Objekte nicht beheizt werden. Eine dauerhafte Kompensation der ausfallenden Gaslieferungen aus Russland ist nur über erhebliche Einsparungen beim Gasverbrauch möglich. In diesem Punkt sind sich der Bundeswirtschaftsminister und die Bundesnetzagentur einig. Als mögliche Maßnahmen sind bereits Änderungen im Mietrecht im Gespräch. Sie beziehen sich auf die von den Vermietern zu garantierenden Mindesttemperaturen in Wohnräumen. Außerdem werden Erfolgsprämien für Unternehmen diskutiert, die es schaffen, mit Innovationen oder Umrüstungen auf erneuerbare Energieträger erhebliche Mengen Gas einzusparen.

Quelle: Bundesnetzagentur

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