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Kastration ohne Betäubung: Ferkel müssen noch länger leiden

Ferkel dürfen in Deutschland ohne Betäubung kastriert werden. Mit diesem Verfahren sollte eigentlich bereits ab dem kommenden Jahr Schluss sein. Doch jetzt hat die große Koalition die Frist noch einmal um zwei Jahre verlängert.

Laut Unionsangaben haben sich CDU/CSU und SPD auf einen Gesetzentwurf verständigt, mit dem die Übergangsfrist für ein vollständiges Verbot der betäubungslosen Ferkelkastration um zwei Jahre verlängert wird.

Fehlende Alternativen zur Kastration ohne Betäubung?

Als Grund geben die Politiker fehlende Alternativen an. Das könne viele Schweinehalter die Existenz kosten. Schon Anfang Oktober hatten sich die Koalitionsspitzen auf eine Verlängerung der Übergangsfrist geeinigt. Empörung kam sowohl aus den Reihen der Grünen, als auch von Verbraucherschützern. Sie sehen sehr wohl Alternativen, nur kosteten diese die Fleischindustrie eben mehr Geld.

Jahr für Jahr werden in Deutschland Millionen männliche Ferkel nur wenige Tage nach der Geburt kastriert – ohne Betäubung. Damit will man verhindern, dass das Fleisch der Eber einen strengen Geruch und einen ganz bestimmten Beigeschmack bekommt. Schon 2013 hatte man mit der Reform des Tierschutzgesetzes beschlossen, dass die Kastration der Ferkel ohne Betäubung ab 2019 nicht mehr erlaubt sein sollte. Jetzt hat man die Frist bis Ende 2020 verlängert.

Kastration unter Narkose schon heute möglich

Wie Gitta Connemann, Unionsfraktionsvize erklärte, gibt es aktuell keine „markgängige oder praktikable“ Alternative zur Ferkelkastration ohne Betäubung. Die nötigen Tierarzneimittel seien bisher nicht zugelassen und andere Alternativen würden von den Verbrauchern und vom Handel bisher nicht akzeptiert. Connemann argumentierte weiter, dass ohne die Verlängerung der Übergangsfrist gerade kleinere Höfe ab dem nächsten Jahr vor unlösbaren Problemen stünden. Dann müsse man damit rechnen, dass die Ferkelerzeugung ins Ausland abwandere.

Tierschützer sehen das freilich anders und fordern schon seit langem die Ferkelkastration unter Narkose. Die Landwirte sehen darin vor allem die höheren Kosten, die sie tragen müssten. Eine Alternative bietet etwa das Vorgehen in der Schweiz: Die Arbeitsgemeinschaft für artgerechte Nutztierhaltung verweist auf die dortige Vorgehensweise, nach der die Landwirte nach einer entsprechenden Schulung eine Inhalationsnarkose selbst anwenden dürften. Dadurch ließen sich die gefürchteten Tierarztkosten reduzieren. Eckard Wendt, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft hielt es für „völlig unverständlich“, dass dies in Deutschland nicht möglich ist.

Von anderen Organisationen kommen Forderungen nach einer Art Impfstoff. Mit diesem sollte die Bildung von Geschlechtshormonen unterdrückt werden, so dass die Wirkung mit einer Kastration identisch wäre.

Quelle: dpa

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