Alltagsmagazin.de

News und Tipps aus allen Lebensbereichen

Tuberkulose-Ausbruch in Dresden?

In Dresden sind drei Schüler und ein Lehrer an Tuberkulose erkrankt. Deshalb müssen jetzt alle Schüler und Lehrer von zwei Privatschulen in der Stadt zum Bluttest. Damit will man herausfinden, ob sie ebenfalls mit dem Tuberkulose-Erreger in Kontakt gekommen sind. Insgesamt sind 900 Untersuchungen notwendig, so die ersten Angaben.

Tuberkulose-Verdacht in Dresden seit Wochenbeginn

Schon seit Donnerstag waren das Gymnasium sowie die Oberschule des privaten Trägers Hoga geschlossen. Seit Wochenbeginn hat man bereits 400 Menschen Blut abgenommen, der Rest soll in der kommenden Woche folgen.

Schon im September war der erste Tuberkulose-Fall in Dresden bekannt geworden. Die Amtsärzte hatten daraufhin alle Kontaktpersonen des Erkrankten untersucht. 164 Blutproben wurden bereits ausgewertet, davon sind 22 positiv ausgefallen. Wie Jens Heimann, Leiter des Dresdner Gesundheitsamts und Amtsarzt erklärte, seien bisher allerdings noch keine Neuerkrankungen ausgebrochen. Über die Aktion berichtet das Gesundheitsamt auf einer extra eingerichteten Webseite.

Der MDR hat jetzt berichtet, dass den Behörden bisher lediglich vier Erkrankte bekannt sind. Diese Personen leiden an einer offenen Tuberkulose, deren Ansteckungsgefahr besonders hoch ist. Diese vier Erkrankten sind auch der Grund für die jetzt ausgerufenen Untersuchungen. Allerdings werden auch schon Infizierte behandelt, bei denen die Erkrankung selbst noch nicht ausgebrochen ist. Wie es weiter geht, müssen die nächsten Untersuchungen zeigen, dann kann man in der Dresdner Uni-Klinik eine Entscheidung treffen.

Wie funktioniert der Tuberkulose-Bluttest?

Wird das Blut auf Tuberkulose getestet, so schlägt der Test allerdings erst dann an, wenn das Immunsystem bereits mit den Krankheitserregern in Kontakt gekommen ist. Allerdings heißt das positive Ergebnis noch lange nicht, dass der Patient auch tatsächlich erkranken muss. Mittlerweile gehen die Experten sogar davon aus, dass gut ein Drittel der gesamten Weltbevölkerung mit den Tuberkulose-Bakterien infiziert ist. Jedoch bricht die Krankheit selbst nur bei einem Bruchteil der Infizierten aus. Lediglich fünf bis zehn Prozent der Infizierten mit einem sonst gesunden Immunsystem leiden tatsächlich früher oder später an Tuberkulose.

Die jetzt durchgeführten Proben samt ihren Ergebnissen in Dresden erwartet man innerhalb der nächsten zehn bis 14 Tage. In Deutschland gilt Tuberkulose, die auch als TBC bezeichnet wird, als extrem selten, wenn auch nicht als ausgerottet. Weit verbreitet ist die Erkrankung dagegen in den armen Regionen der Welt. TBC zählt neben HIV und Malaria zu den größten Killern der Welt.

2015 kam es in gerade einmal sechs Staaten zu 60 Prozent der Fälle. Betroffen davon waren China, Nigeria, Indien, Pakistan, Indonesien und Südafrika. In Osteuropa ist vor allem Georgien betroffen. Laut Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erkrankten 2015 10,4 Millionen Menschen an Tuberkulose.

Auch in Deutschland ist die Zahl der Krankheitsfälle angestiegen. 2016 wurden 5.915 Erkrankungen an das Robert-Koch-Institut (RKI) gemeldet, ein Jahr zuvor waren es noch 5.852 Fälle. 2012 erreichte man einen Tiefststand von 4.112 Fällen. 2015 sind 105 Menschen in Deutschland an TBC gestorben, darunter auch ein Kleinkind.

Wie wird TBC bekämpft?

Die TBC-Bakterien sind sehr tückisch, so dass sie nur durch Einnahme von vier Antibiotika gleichzeitig bekämpft werden können. Die Standardtherapie erstreckt sich über einen Zeitraum von einem halben Jahr. Ambulant durchgeführt fallen Kosten von 1.200 Euro dafür an. Problematisch sind dagegen die wachsenden Resistenzen gegen die gängigen Antibiotika. Das RKI hat zuletzt 125 solcher multiresistenten Fälle registriert. Die Behandlungskosten können in einem solchen Fall inklusive Klinikaufenthalt auf 50.000 Euro und mehr ansteigen.

Die Tuberkulose gilt allerdings als nicht hochansteckende Erkrankung, denn sie wird über die Tröpfcheninfektion erst dann übertragen, wenn die Erreger bei Infizierten schon nach außen dringen. Erst dann spricht man übrigens auch von der offenen Tuberkulose. Doch selbst dann ist sehr intensiver Kontakt mit Betroffenen notwendig, um sich anzustecken. Daher wollen die Behörden in Dresden jetzt auch keine Panik verbreiten.

Fakt ist allerdings, dass TBC meldepflichtig ist. Die lange Zeitspanne zwischen den ersten in Dresden bekannt gewordenen Fällen und den jetzigen Untersuchungen hängt dagegen mit der Inkubationszeit zusammen, denn TBC lässt sich frühestens nach acht Wochen im Blut nachweisen.

Quelle: dpa

About Author