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Kann Magen-OP vor Parkinson schützen?

Über die Entstehung der Parkinson-Erkrankung ist bisher nur wenig bekannt. Jetzt haben allerdings Forscher eine überraschende Entdeckung gemacht: Parkinson-Patienten leiden vor der endgültigen Diagnose doppelt so oft wie andere Menschen an Verstopfung und Schlafstörungen. Oftmals gehen diese untypischen Symptome der klassischen Parkinson-Symptomen, wie Zittern und motorischen Einschränkungen, sogar jahrelang voraus. Schon länger haben Forscher die Verbindung von Magen, Darm und Parkinson vermutet, jetzt gibt es dank schwedischer Forscher einen Beweis dafür.

Wie kamen die Forscher auf ihre Ergebnisse zu Parkinson?

Die Forscher haben zunächst mit einer nationalen Gesundheitsdatenbank die Patienten untersucht, die zwischen 1970 und 2010 eine Vagotomie hatten. Bei der OP wurden einzelne Äste des Vagusnervs oder der gesamte Nerv durchtrennt. Ziel war es, die Produktion von Magensäure zu reduzieren und damit auch Magengeschwüre und Geschwüre am Zwölffingerdarm zu behandeln. Heute kommt die OP als Behandlungsmöglichkeit allerdings nicht mehr zum Einsatz.

Während dieser Untersuchung fanden die Forscher 9.430 Patienten, die einen solchen Eingriff hinter sich hatten. Von ihnen erkrankten 101 Personen an Parkinson, also 1,07 Prozent. In der Allgemeinbevölkerung lag die Erkrankungsrate dagegen bei 1,28 Prozent. Der Effekt konnte noch verdeutlicht werden, als sich die Forscher auf Patienten konzentrierten, bei denen der Vagus-Nerv vollständig durchtrennt wurde. Bei ihnen sank das Risiko, an Parkinson zu erkranken, um 22 Prozent. Wenn der Eingriff fünf Jahre und länger zurücklag, sank das Risiko sogar um 41 Prozent.

Beginnt Parkinson im Verdauungstrakt?

Mit den Ergebnissen können die Forscher die Untersuchung einer dänischen Arbeitsgruppe untermauern. Gleichzeitig stützen sie damit die Aszensionshypothese. Bei dieser geht man davon aus, dass Parkinson wenigstens teilweise im Verdauungstrakt seinen Anfang nimmt. Man macht für die Erkrankung das Eiweißmolekül Alpha-Synuklein verantwortlich, welches sich im Gehirn von Parkinson-Patienten ablagert. Durch den Einfluss von Umweltgiften kann das Alpha-Synuklein ebenso entstehen, wie im Nervensystem des Magen-Darm-Trakts, lautet die Vermutung weiter. Die Eiweißmoleküle könnten vom Magen-Darm-Trakt dann über den Vagusnerv bis zum Gehirn hinaufklettern.

Professor Daniela Berg von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie gibt an, dass mit der aktuellen Studie aus Schweden die Vermutung unterstützt wird, dass die Parkinson-Krankheit im Magen entsteht und sich von dort über die Nervenbahnen bis ins Gehirn ausbreitet.

Berg ist sich sicher, dass man mit den Ergebnissen zwar keine neue Therapie anbieten kann, dass das bessere Verständnis der Zusammenhänge bei der Parkinson-Krankheit langfristig aber auch den betroffenen Patienten zugutekommen wird. Die Ergebnisse der schwedischen Forscher wurden übrigens im Fachmagazin „Neurology“ veröffentlicht.

Quelle: jaz

 

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