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Keine ambulanten OPs mehr durch fehlendes Narkosemittel?

Anästhesisten, die in Praxen arbeiten, in denen häufig ambulante OPs durchgeführt werden, haben ein Problem: Es gibt kaum noch Nachschub für das Narkosemittel Remifentanil. Allerdings ist das Medikament, das zu den Opioiden gehört, gerade im Bereich ambulanter Operationen extrem wichtig, da die Patienten ja im Anschluss an die OP wieder nach Hause gehen sollen.

Fallen ambulante OPs künftig aus?

Wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ berichtet, könnten die aktuellen Lieferengpässe bei Remifentanil dazu führen, dass in den kommenden Monaten zahlreiche ambulante Operationen ausfallen müssen. Jörg Karst vom Berufsverband Deutscher Anästhesisten (BDA) erklärt, dass die Anästhesisten im Verband seit vier bis sechs Wochen Probleme bei der Beschaffung von Remifentanil haben. Die Fälle haben sich in den letzten Tagen sogar noch massiv weiter gehäuft. Zwar ist die Zahl der ambulanten OPs bisher nicht zurückgegangen, für die Zukunft jedoch lässt sich ein Rückgang in diesem Bereich kaum vermeiden. Denn das Narkosemittel lässt sich nicht zu 100 Prozent ersetzen.

Remifentanil kann während der OP kontinuierlich verabreicht werden. Dadurch lässt es sich sehr genau dosieren, was gerade bei ambulanten Operationen extrem wichtig ist. Patienten dürfen schließlich nur dann entlassen werden, wenn sie bereits kurz nach der OP wieder hellwach sind und nicht unter starken Nebenwirkungen leiden.

Die einzige Alternative zu Remifentanil wäre Alfentanil. Allerdings lässt es sich nicht kontinuierlich verabreichen, so dass die Narkose damit insgesamt schlechter steuerbar ist. Ganz nebenbei sind die Nebenwirkungen, die alternative Narkosemittel mit sich bringen, deutlich höher. Übelkeit und Kreislaufschwierigkeiten können dann auftreten. Durch den aktuellen Lieferengpass bei Remifentanil werden die ambulanten Operationen gefährdet, Patienten müssen auch für kleinere Eingriffe ins Krankenhaus und dort entsprechend länger bleiben.

Wie kommt es zum Lieferengpass beim Narkosemittel Remifentanil?

Das Narkosemedikament wird von mehreren Unternehmen hergestellt. Daher lässt sich nicht eindeutig klären, wie es zum Lieferengpass kommen konnte. Laut „FAZ“-Bericht gibt es derzeit mehrere Erklärungsversuche, mit denen der Mangel begründet werden soll. So könnten Fabriken in Indien und Osteuropa verunreinigt sein. Die in Italien hergestellten Chargen sollen ersten Hinweisen zufolge möglicherweise in andere Abnehmerländer umgeleitet werden, wo höhere Margen zu erzielen sind.

Karst erklärte in diesem Zusammenhang, dass sich die Angaben in dem „FAZ“-Bericht mit seinen eigenen Erfahrungen und Informationen decken. Die Herstellung wurde zentralisiert und das kann gefährlich für die Patientenversorgung werden. Schon eine Krankheits- oder Streikwelle in einer Fabrik kann zum Lieferengpass führen, so Karst weiter. Er fordert deshalb, mehrere kleine Produktionsstätten aufzubauen.

Lieferengpass für Remifentanil wird mindestens bis 2018 anhalten

Laut aktuellen Hinweisen wird der Lieferengpass bei Remifentanil noch mindestens bis 2018 anhalten. Damit rechnet auch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Noch Ende März fand eine BfArM-Sitzung statt, bei der man beschloss, sich noch einmal mit den Fachgesellschaften und dem Zulassungsinhaber auszutauschen, was mögliche alternative Therapien angeht.

Der Berufsverband der Anästhesisten fordert dagegen, eine Liste wichtiger Medikamente zu erstellen, deren jederzeitige, unverzügliche Lieferung unverzichtbar ist. So könne man die Verantwortung für die Lieferung den Unternehmen übertragen und entsprechende Lieferengpässe in Zukunft vermeiden, erhofft man sich beim BDA.

Quelle: irb

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