
In jüngster Zeit sind rund um die Entwicklungen in der Lebensmittelbranche mehrere neue Begriffe entstanden. Einer der jüngsten Trends nennt sich
Skimpflation: Was bedeutet diese Vorgehensweise?
So neu, wie es die Entstehung des Begriffs nahelegt, ist die dabei angewendete Vorgehensweise nicht. Bereits in der Zeit des II. Weltkriegs gingen Lebensmittelhersteller in den USA genauso vor, wie es in jüngster Zeit der Fall ist. Sie „streckten“ Fleischerzeugnisse mit billigen Zusatzstoffen, die sich gar nicht oder nur geringfügig auf den Geschmack der jeweiligen Produkte auswirkten. Ursache dafür waren die damals geltenden Rationierungen der regulären Hauptzusatzstoffe. Inzwischen hat die Lebensmittelbranche entdeckt, dass sich mit dieser Vorgehensweise die Gewinne maximieren lassen. Der erste Fall von Skimpflation, den die Verbraucherzentrale Hamburg aufdeckte, stammt aus dem Jahr 2017. Damals wurde der Kakaoanteil in der Nuss-Nougat-Creme einer bekannten Marke zu einem großen Teil durch Milchpulver ersetzt. Die Kosten für Milchpulver waren wesentlich niedriger als die Kosten für Kakao, was die Produktionskosten deutlich reduzierte. Die Folgen des Ukrainekriegs und der daraus resultierende Mangel an Sonnenblumenöl sorgte dafür, dass diese Zutat durch Palmöl ersetzt wurde. Die damals dafür bestehende Notwendigkeit gibt es nicht mehr, aber Palmöl ist günstiger als Sonnenblumenöl, weshalb viele Hersteller zur Gewinnmaximierung bei der geänderten Rezeptur blieben.
Werbung suggeriert Verbesserungen bei Anwendung der Skimpflation
Natürlich geben es die Hersteller nicht offen zu, dass hochwertige Zutaten durch Billigzutaten ersetzt werden, um ihr Gewinne und die Margen des Lebensmittelhandels zu erhöhen. Stattdessen suggerieren sie in der Werbung den Verbrauchern Verbesserungen oder stellen die Einsparungen als „Anpassungen an Verbraucherwünsche“ dar. Dabei sind sie ziemlich erfinderisch, wie eine von der Verbraucherzentrale Hamburg veröffentlichte Beispielliste belegt. Darin finden sich Formulierungen wie an den Zeitgeist angepasste Geschmackserlebnisse oder veränderte Konsumgewohnheiten. Wollen die Verbraucher aber tatsächlich beispielsweise ein Fünftel weniger Spinat und stattdessen 10 Prozent mehr Wasser im Rahmspinat, einen geringeren Fruchtgehalt in Fruchtsaftgetränken oder Kokosfett statt Schlagsahne im Vanilleeis und Aromen statt Früchten und echter Vanille im Teebeutel? Für die Verbraucher ist die Erkennung der Skimpflation schwierig, denn dafür müssten sie die aktuellen Zutatenlisten mit alten Zutatenlisten vergleichen.
Quelle: Verbraucherzentrale Hamburg
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