Am neuen Flugsteig G des Frankfurter Flughafens ist theoretisch eine Abfertigung von mehr als fünf Millionen Reisenden pro Jahr möglich: Gebraucht wird der Flugsteig in den kommenden Jahren jedoch noch nicht.
Der neue Flugsteig ist genau zehn Jahre nach der letzten Terminalerweiterung baulich fertig gestellt, wie ein Sprecher des Flughafenbetreibers Fraport mitteilte. Schon in wenigen Wochen will man das Gebäude übernehmen, bis dahin sollen die beauftragten Firmen noch prüfen, ob alle Einrichtungen funktionieren.
Flugsteig G vier Jahre zu früh fertig
Dennoch werden Passagiere den neuen Flugsteig in nächster Zeit noch nicht nutzen können: Ganz im Gegensatz zum Hauptstadtflughafen BER, der mit neun Jahren Verspätung eröffnet wurde, ist der Flugsteig G am Frankfurter Flughafen vier Jahre zu früh fertig gestellt worden.
Hinzu kommt, dass auch der Frankfurter Flughafen inmitten der Coronapandemie keine zusätzliche Kapazität für fünf Millionen Gäste braucht: Schließlich hat man im letzten Jahr 45 Millionen Gäste weniger als im Rekordjahr 2019 abgefertigt.
Mit dem Flugsteig G hat man nun ein drittes Passagierterminal, das im Süden des Flughafengeländes liegt. Es soll insgesamt vier Milliarden Euro kosten. Notwendig wird es, wenn das seit 2011 erweiterte Vierbahnen-System des Flughafens voll ausgenutzt werden soll. Laut Planfeststellung sind demnach in Frankfurt 700.000 Flugbewegungen technisch möglich. 2021 wurden dagegen lediglich 262.000 Starts und Landungen gezählt.
Im Rekordjahr 2019 waren allerdings die beiden bereits existierenden Terminals mit 514.000 Flügen und 70,5 Millionen Passagieren deutlich überlastet. 2018 bereits hatte man unter anderem auf Druck neuer Anbieter, darunter Ryanair, entschieden, den zweiten Bauabschnitt des neuen Terminals vorzuziehen. Der Flugsteig G sollte demnach bis 2022 fertig gestellt werden. Am Flugsteig gibt es 13 Gates und 22 Check-in-Schalter sowie neun Gebäudepositionen für die Jets.
„Pier G“ ohne großen Komfort
Allzu viel Komfort darf man allerdings nicht erwarten: Denn aktuell ist „Pier G“, wie der Flugsteig auch genannt wird, noch nicht an das Gepäcksystem oder die Passagierhochbahn angeschlossen. Außerdem fehlt eine S-Bahn-Station, so dass die Anreise vorerst nur mit dem Auto oder Bus möglich ist.
Nun kommt es aber noch schlimmer: Aufgrund der Pandemie, die auch Ryanair das Geschäft verhagelt hat, hat sich das Unternehmen entschieden, mit Start des Sommerflugplans den Flughafen Frankfurt nicht mehr anzusteuern. Auch der Konkurrent Wizz Air landet nicht mehr am Fraport. Die irische Billigflieger-Gesellschaft hatte zwischenzeitlich bis zu zehn Flugzeuge am Rhein-Main-Flughafen stationiert und den benachbarten Standort Hahn gekürzt. Gelockt wurde Ryanair mit reduzierten Gebühren. Zum Sommer hat Fraport die Start- und Landegebühren allerdings um 4,3 Prozent erhöht und Ryanair entschied sich völlig überraschend, sich komplett vom Lufthansa-Drehkreuz zurückzuziehen.
Dennoch hat Ryanair-Manager Andreas Gruber bereits angedeutet, dass dieser Rückzug keine Entscheidung von Dauer sein muss. Er selbst schätze den „Pier G“ als „sehr effizientes Terminalgebäude“ ein. Nun will der Betreiber Fraport den neuen Flugsteig erst zusammen mit dem restlichen Terminal drei und den beiden Flugsteigen H und J 2026 eröffnen. Man hofft, dass dann „nach Corona“ endlich wieder „Vollbetrieb am Himmel“ herrscht. Bis dahin soll der neue Flugsteig im „ruhenden Betrieb“ laufen. Dafür sei eine niedrige zweistellige Zahl an Personal nötig. Welche Kosten dadurch verursacht werden, ließ man jedoch offen.
Zwar ließe sich die tatsächliche Inbetriebnahme, falls nötig, auch vorziehen. Allerdings bedarf es dafür auch einer Vorlaufzeit von mindestens zwölf Monaten. Diese Zeit ist nötig, um die Abläufe zu überprüfen, die vorgemerkten Läden zu vermieten und einzurichten.
BrittaL ist „Baujahr“ 1983. Sie verfügt über eine kaufmännische Ausbildung und zählt sich zu den echten Tierfreunden. Ihre Interessen sind breit gefächert.
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