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Lufthansa-Streik sorgt schon jetzt für Aufsehen

Gestern startete das Kabinenpersonal von Europas größter Fluglinie in den Streik. Und schon mussten in Frankfurt und Düsseldorf 290 Flüge gestrichen werden. Insgesamt 38.000 Passagiere waren von den Streiks betroffen. Nicoley Baublies, Chef der Flugbegleitergewerkschaft Ufo, hat bereits für heute weitere Streiks angekündigt. So sollen die Flugbegleiter am Flughafen Frankfurt die Kurz- und Mittelstreckenflüge der A320- und der 737-Flotte bestreiken. Gestreikt werden soll von sechs bis 23 Uhr. Ob auch weitere Flughäfen oder Langstreckenflüge betroffen sind, ließ die Gewerkschaft zunächst offen. Allerdings dürften sich die Unannehmlichkeiten für die Reisenden in den kommenden Tagen noch verstärken, hat doch Ufo angegeben, bis kommenden Freitag streiken zu wollen. Das wäre dann der längste Streik in der mehr als 60-jährigen Geschichte der Lufthansa.

Lufthansa-Streik spitzt sich weiter zu

Dabei besteht der Streit um die Altersversorgung der mehr als 19.000 Flugbegleiter der Lufthansa schon seit mehr als zwei Jahren. Mit dem aktuellen Streik verschärft sich der Konflikt noch weiter. Dabei hatte sich die Gewerkschaft Ufo im Vergleich zur streikfreudigen Gewerkschaft Pilotenvereinigung Cockpit im Vorfeld noch recht kompromissbereit gezeigt. Nach zwei Jahren der Verhandlungen seien jetzt aber alle Mittel ausgeschöpft, so Baublies. Er betonte, dass man den Schritt zum Streik zwar sehr bedauere, allerdings auch  keinen anderen Ausweg sehe.

Gestern legten die Flugbegleiter die Arbeit von 14 Uhr an bis 23 Uhr nieder. Für die Lufthansa besonders ärgerlich: Das große Flugdrehkreuz am Frankfurter Flughafen wurde durch die Streiks lahmgelegt. Dort starten nämlich die meisten Langstreckenflüge, die als besonders lukrativ gelten. 15 der 23 geplanten Verbindungen nach Übersee sind dann auch aufgrund des Streiks ausgefallen.

Ein weiteres Problem für die Lufthansa: Der Streik begann an einem Freitag, dem Tag der Woche, an dem besonders viele Wochenendpendler unterwegs sind. Das trifft das Unternehmen noch einmal sehr hart.

Die Ufo-Gewerkschaft gab dagegen an, zunächst in München nicht streiken zu wollen, weil man auf die Herbstferien in den südlichen Ländern Rücksicht nehmen wolle. Ebenfalls wolle man die Streiks am morgigen Sonntag aussetzen, da an diesem Tag vorwiegend Privatpersonen fliegen.

Wie Lufthansa dem Streik begegnen will

Die Lufthansa selbst erklärte den Kunden, man wolle die Auswirkungen des Streiks so gering wie möglich halten. Sobald sich die Kunden bei der Lufthansa mit ihren persönlichen Daten registriert hätten, erhielten sie demnach Informationen zu ihren Flügen per SMS oder E-Mail. Außerdem habe man in Frankfurt „vorsorglich“ 2.500 Hotelzimmer gebucht.

Die Lufthansa gibt zudem an, dass die Tochtergesellschaften Air Dolomiti, Brussels Airlines, Eurowings, Lufthansa Cityline, Swiss, Germanwings und Austrian Airlines von den Streiks nicht betroffen seien. Zudem prüfe man derzeit, ob man rechtliche Schritte gegen den Streik einleiten werde, das sei bisher aber noch nicht klar.

Die Gewerkschaft versicherte, den Streik nicht über den kommenden Freitag hinaus auszudehnen. Baublies erklärte, Kunden könnten sich darauf verlassen, ab kommenden Samstag wieder ohne Einschränkungen mit der Lufthansa fliegen zu können. Gleichzeitig hält Baublies es für unwahrscheinlich, dass der achttägige Streik vorzeitig beendet wird. Er geht nicht davon aus, dass die Lufthansa auf die Gewerkschaft zugehen wird.

Die Hintergründe im Lufthansa-Streik

Im Lufthansa-Streik geht es vor allem um die Übergangs- und Betriebsrenten für die Flugbegleiter. Die Lufthansa argumentiert, dass die bisherige Finanzierung aufgrund der niedrigen Zinsen und der hohen Kosten der Lufthansa im Branchenvergleich nicht mehr tragbar seien. Die Ufo kritisiert, dass das Unternehmen noch letzte Woche für dieses Jahr einen Rekordgewinn vermeldete. Daher seien die harten Einschnitte, die die Konzernspitze plane, unnötig, denn es handele sich bei der Lufthansa eben nicht um einen Sanierungsfall.

Die Personalchefin der Lufthansa, Bettina Volkens, erklärte dagegen, dass man weitere Kostensteigerungen bei der Lufthansa nicht vertreten könne. Nichtsdestotrotz wolle man die Mitarbeiter natürlich am Rekordergebnis beteiligen.

Doch neben den Übergangs- und Betriebsrenten gibt es weitere Konflikte, die bei der Lufthansa schwelen. So geht es um den Ausbau der Eurowings zur Billig-Airline, gegen den auch schon die Pilotenvereinigung Cockpit ankämpfte. Seit Frühjahr 2014 hat diese die Lufthansa bereits 13 Mal bestreikt. Mit der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi verhandelt das Unternehmen zur Zeit ebenso über den Tarifabschluss für 33.000 Mitarbeiter. Am Donnerstag wurde die Verhandlungsrunde ergebnislos vertagt.

Quelle: Welt

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