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Führerscheinprüfung zu schwer?

In Deutschland fallen insgesamt 39 Prozent der Fahrschüler durch die Führerscheinprüfung. Ist die Prüfung zu schwer? Experten sehen als Hauptgrund, dass der Führerschein bei den Jugendlichen an Bedeutung verliert.

Dabei verteilen sich die Durchfallquoten sowohl auf die praktische, als auch auf die theoretische Prüfung. 2017 lag die Quote laut Kraftfahrt-Bundesamt bei 39 Prozent, ein Jahr zuvor waren es noch zwei Prozent weniger. 32 Prozent der Fahrschüler fielen in der praktischen Prüfung durch, auch hier ergab sich ein Anstieg um ein Prozent. Insgesamt entspricht das 432.037 nicht bestandenen Prüfungen.

Wie kommt es zu hohen Durchfallquoten beim Führerschein?

Da stellt sich natürlich die Frage, woran es liegt, dass so viele Fahrschüler die Prüfungen nicht bestehen. Vincenzo Lucà vom TÜV Süd, der die Prüfer für Bayern und Baden-Württemberg stellt, erklärt, dass die Prüfung an sich nicht schwieriger geworden sei. Trotzdem stellen viele Fahrschüler die Prüfer als Sündenbock hin. Lucà betont, dass kein Prüfer einen Fahrschüler einfach so durchfallen lässt.

Verkehrsexperten haben ebenfalls keine klare Theorie für die seit Jahren steigenden Quoten. So sprach Hendrik Pistor, seines Zeichens Referatsleiter für junge Kraftfahrer beim Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR) erklärte, dass man „noch etwas im Nebel“ stochere, was die Gründe angehe. Allerdings seien steigende Durchfallquoten ein internationaler Trend. Möglicherweise liegt das am immer komplexer werdenden Verkehr.

Veränderte Fähigkeiten der Fahrlehrer gefragt?

Die Verkehrspsychologin Claudia Happe empfiehlt mehr Schulungen für Fahrschüler und andere pädagogische und psychologische Fertigkeiten für Fahrlehrer als früher. Sie geht weiter davon aus, „dass das digitale Interesse ausgeprägter zu sein scheint als das Interesse für das Verkehrsgeschehen“. So haben Jugendliche als Beifahrer früher aus dem Fenster geschaut, heute dagegen zieht sie das Smartphone in ihren Bann. Der Bezug zum Verkehr könnte durch diese Entwicklung verloren gehen, warnt Happe.

Beim ADAC geht man davon aus, dass der deutlich stressiger gewordene Alltag der Jugendlichen für die hohen Durchfallquoten verantwortlich sei. Das Turbo-Abi, der allgemeine Freizeitstress und der Wechsel in den Job führt laut ADAC dazu, dass der Führerschein nur noch nebenher laufe und nicht mehr die Priorität Nummer eins habe. Das sieht auch Dieter Quentin, der Vorsitzende der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände, so.

Wie viel kostet der Führerschein?

Ebenfalls kann die Durchfallquote in Verbindung mit dem Zeitdruck stehen, wie TÜV-Sprecher Lucà erklärt. So kosten die Fahrstunden viel Geld und man versucht, die Prüfung möglichst schnell anzusetzen. Im Schnitt müssen Fahrschüler mindestens mit 1.800 bis 2.200 Euro rechnen – wenn sie die Prüfungen im ersten Anlauf bestehen. Durchfaller müssen mit weiteren Kosten durch zusätzliche Fahrstunden rechnen. Auch die Prüfungsgebühr fällt bei der nächsten Prüfung erneut an.

Der ADAC empfiehlt deshalb, die Fahrschulen genau miteinander zu vergleichen, bevor man sich bei einer anmeldet. Schließlich seien die günstigsten Fahrschulen nicht unbedingt fachlich geeignet. Crash- und Ferienkurse hält der ADAC ebenfalls nicht für zielführend.

Quelle: dpa

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