Im Krankenhaus laufen Deutsche Patienten immer mehr Gefahr, unter einem Behandlungsfehler leiden zu müssen. Das geht aus der neuen Statistik des AOK-Bundesverbandes hervor. Dort heißt es, dass vor allem strukturelle Mängel in den Kliniken zu Behandlungsfehlern führen würden.
Viele Krankenhäuser können eben nicht mehr garantieren, nur aus rein medizinischen Gründen zu operieren, weil der Konkurrenzdruck unter den Kliniken zu groß sei, so AOK-Vorstand Uwe Deh. Zudem gäbe es Kliniken, die einzelnen Bereichen nicht über ausreichend Erfahrung verfügen und daher nur suboptimale Ergebnisse erzielen können.
Am Dienstag gab der Medizinische Dienst der Krankenkassen (MDK) einen Überblick über die Behandlungsfehler in Arztpraxen und Kliniken heraus. Dort wurden unter anderem Details zu den Beschwerden der Patienten gegeben, aber auch die Ergebnisse der Gutachter aus dem Jahr 2013 vorgestellt.
Behandlungsfehler vor allem bei Knie- und Hüft-OPs und Zahnbehandlungen
Laut der aktuellen Statistik mussten 2013 12.500 Expertisen angefertigt werden, weil Behandlungsfehler durch die Ärzte und Kliniken vermutet wurden. Die größte Anzahl der Behandlungsfehler ergab sich dabei bei Behandlungen an Zahnmark und Zahnwurzel, bei Knie- und Hüft-Operationen.
Dennoch ist AOK-Vorstand Deh positiv gestimmt, da die Mauer des Schweigens durchbrochen worden sei. Sowohl Patienten wendeten sich laut seiner Aussage vermehrt an die Gerichte und Gutachterstellen der Ärzteschaft, als auch Ärzte die Missstände anprangern. Hier sind vor allem die anonymen Meldesysteme besonders beliebt.
Die Risiken für einen Behandlungsfehler steigen laut den aktuellen Statistiken immer dann an, wenn es um sehr komplexe Behandlungen geht. Sind daran auch noch mehrere Ärzte beteiligt, könnte dies ebenfalls ein Indikator für ein erhöhtes Risiko der Behandlungsfehler sein. Insbesondere hochriskante Medizinprodukte, zu denen Deh Implantate in den Blutgefäßen aber auch den Gelenkersatz zählt, seien betroffen. Hier brauche es endlich mehr Studien, um Nutzen und Sicherheit besser beurteilen zu können.
Die häufigsten Ursachen für Behandlungsfehler
Laut der aktuellen Statistik führen die verschiedensten Ursachen zu Behandlungsfehlern. Häufig sind etwa Verwechslungen bei den Medikamenten. Aber auch eine fehlende Handhygiene von Ärzten und Pflegepersonal sei ein häufiger Grund den jährlichen Tod Tausender Patienten aufgrund von Behandlungsfehlern.
Bereits am 26. Mai soll eine Kommission zusammentreten, die aus Vertretern von Bund, Ländern und Koalitionsfraktionen besteht. Ziel ist es, eine Klinikreform auszuhandeln, mit der eine höhere Qualität der Kliniken gewährleistet wird. Abteilungen in Kliniken, deren Behandlungserfolge unter dem Durchschnitt bleiben, sollen künftig geschlossen werden können. Außerdem sollen Kliniken, die besonders gut arbeiten, besser bezahlt werden können. AOK-Vorstand Deh begrüßt eine solche Reform und spricht sich dafür aus, mit ihr endlich Ernst zu machen.
About Author
Weitere Meldungen
Papageien-Krankheit breitet sich in Deutschland aus
Rio de Janeiro – Notstand wegen Denguefieber
Ärzte-Warnstreik sorgt für Probleme