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Beim Streik der Drehbuchautoren ist keine schnelle Lösung in Sicht

Group of employees in workwear carrying placards during strike

Haben sich die Studios in Hollywood längerfristig auf einen Streik der Drehbuchautoren vorbereitet? Einige Brancheninsider sehen dafür Anzeichen.

Einige Insider gehen davon aus, dass einige Studios nicht zwangsläufig den Streik der Drehbuchautoren schnell beenden wollen. Zu ihnen gehört nach einem Statement gegenüber dem US-Branchenmagazin „Variety“ der Produzent Judd Apatow, der selbst ebenfalls bereits mehrere Dutzend Drehbücher geschrieben hat. Er sieht in der aktuellen Situation eine „existenzielle Bedrohung“ der Drehbuchautoren, die sich mit der Länge des Streiks verschärft. Der Produzent schätzt die Zuspitzung der Lage, die letztlich zu dem Streik geführt hat, als „kalkulierten Schachzug“ der großen Studios in Hollywood ein. Sie spielen seiner Meinung nach auf Zeit und nutzen dabei Erfahrungen, die sie während der Coronakrise gesammelt haben. Allerdings gehen die Studios dabei das Risiko ein, dass viele Autorinnen und Autoren in andere Bereiche der Medienbereiche abwandern.

Studios sind unterschiedlich vom Streik der Drehbuchautoren betroffen

Das belegt eine aktuelle Studie. Sie hat untersucht, wie sich die Anteile der gescripteten (nach Drehbuch produzierten) und ungescripteten (ohne Drehbuch produzierten) Projekte bei den einzelnen Studios, Streamingdiensten und Senderketten verteilen. Dabei zeigten sich signifikante Unterschiede. Die Macher/-innen beim A+E Network dürfte der WGA-Streik kaum tangieren. Das Kabelnetzwerk hat sich in den letzten Jahren verstärkt auf ungescriptete Produktionen spezialisiert. Sie machen dort rund 90 Prozent aller Produktionen aus. Deutlich stärker dürfte das Angebot von Amazon in Mitleidenschaft gezogen werden, weil vor allem im Streamingbereich der Anteil der auf der Grundlage von Drehbüchern erfolgenden Produktionen bei etwa zwei Dritteln des gesamten Angebots liegt.

Wie wirkt sich der WGA-Streik auf andere Studios aus?

Ein echtes Problem ist der Streik der WGA (Writers Guild of America) für Apple. 69 neue Produktionen aus dem Jahr 2022 erfolgten auf der Basis von Drehbüchern, während nur 12 Projekte ohne Script realisiert wurden. Ohne die Zielgruppe der Kinder ist Disney vor allem im Streamingbereich von der Arbeit der Drehbuchautoren abhängig. Das trifft dort auf zwei Drittel aller neuen Produktionen im vergangenen Jahr zu. Eine ähnliche Situation präsentiert sich der Studie zufolge bei Netflix. Bei Lionsgate dagegen dürften die Folgen des WGA-Streiks deutlich geringere Auswirkungen haben, denn weniger als ein Drittel aller Produktionen für das Kabelfernsehen und den Streamingbereich erfolgten 2022 auf der Basis von Scripten. Auch Warner Bros. Discovery dürfte aufgrund der enorm hohen Anteile von Produktionen ohne Script von dem Autorenstreik kaum in Mitleidenschaft gezogen werden.

Reaktionen der Studios bestehen auch in Projektkündigungen

Einige Studios haben bereits drastisch auf den Streik reagiert. Dazu gehören beispielsweise CBS, NBC, Disney, HBO, Warner Bros. und Amazon. Von dort wurden bereits erste First-Look-Verträge ausgesetzt. Sie betreffen durchweg kommende Produktionen. Laufende Produktionen sollen größtenteils nicht gestoppt werden. Wie lange gescriptete Serien und TV-Shows fortgesetzt werden können, hängt jeweils von der konkreten Bevorratung mit Drehbüchern und dem bereits erreichten Stand der Vorproduktion ab. Auch aus den angekündigten Projektkündigungen leiten Insider (wie beispielsweise Judd Apatow) ab, dass die großen Studios schon einige Zeit mit einem bevorstehenden WGA-Streik gerechnet hatten. Dennoch würde es ein mehrmonatiger WGA-Streik schaffen, einen großen Teil der amerikanischen Produktionen lahmzulegen.

Andere Gewerkschaften der Medienbranche befürworten WGA-Streik

Der WGA-Streik trifft auf Zustimmung bei anderen Vertretern der Medienbranche. So hat beispielsweise die Schauspielergewerkschaft SAG-AFTRA ihre Solidarität mit der „schreibenden Zunft“ gezeigt. SAG-AFTRA-Chefin Fran Drescher betonte in einem Statement, dass der WGA-Streik auch zu guten Voraussetzungen für die im Juni 2023 beginnenden Tarifverhandlungen zwischen der Schauspielergewerkschaft und der Allianz der Kino- und TV-Produzenten (Alliance of Motion Picture and Television Producers, kurz AMPTP) beitragen könnte. Konkrete Aussagen zu den dabei geltend gemachten Forderungen der SAG-AFTRA machte sie allerdings nicht. Ein paralleler Streik der Schauspielergewerkschaft und der Drehbuchautoren würde die Studios in den USA durchweg in Bedrängnis bringen. Genauere Analysen der Betroffenheit der einzelnen Studios liegen dazu bisher noch nicht vor.

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