Alltagsmagazin.de

News und Tipps aus allen Lebensbereichen

Salton Sea: Erde kommt am Südufer nicht zur Ruhe

Strand mit Warnflagge

Der Salton Sea ist eine der mit Blick auf die Gefahr von Erdbeben gefährlichsten Regionen der Erde. Risiken drohen von dort nicht nur für die nähere Umgebung.

Wer in Calipatria oder Niland wohnen will, muss starke Nerven haben, denn es gibt zeitweise bis zu 300 Erdbeben am Südufer des Salton Sea. Das erste Juniwochenende 2021 ist eines der vielen Beispiele dafür. Anfang Juni traten außerdem zwischen 15 und 20 Erdbeben pro Tag auf, die es auf eine Stärke von mehr als 2,5 auf der nach oben offenen Richter-Skala brachten. Die größte Intensität lag nach den offiziellen Angaben des United States Geological Survey bei 3,7 auf der Richter-Skala.

Warum gibt es so viele Erdbeben am Saltonsee?

Für die Erdbeben am Südufer des Saltonsees gibt es mehrere Ursachen. Ein Problem ist die im Imperial County vorherrschende Nutzung erneuerbarer Energien. Die Region ist perfekt geeignet für die Errichtung von Windparks und Solarparks. Sie sind nicht verantwortlich für die vielen Erdbeben. Ganz anders ist das beispielsweise mit einem von CalEnergy betriebenen Geothermiekraftwerk, das schon 2009 eine Leistung von 340 Megawatt lieferte. Es könnte aufgrund der geologischen Besonderheiten der Region bis auf eine Leistung von 2300 Megawatt ausgebaut werden und bis zu zwei Millionen Haushalte mit Strom versorgen. Bei den Ausbauplänen käme es den Betreibern zugute, dass das Gelände rund um Calipatria bis zu 55 Meter unter dem Meeresspiegel liegt. Zudem gibt es dort zahlreiche hydrothermale Quellen. Es ist aus aller Welt bekannt, dass im Umfeld von geothermischen Kraftwerken regelmäßig Erdbeben auftreten. Das lässt sich auch in einigen Regionen im Westen Deutschlands beobachten. Allerdings sind die Gesamtumstände in Deutschland längst nicht so gefährlich wie am Saltonsee.

Warum ist die Nutzung der Geothermie am Saltonsee riskant?

Das Südufer des Saltonsees liegt inmitten einer Scherzone und wird von mehreren geologischen Verwerfungslinien gekreuzt. Dadurch entsteht eine Schwachstelle in der Erdkruste, die vor allem beim Kontakt mit Wasser jederzeit Erdbeben auslösen kann. Am Saltonsee ist diese Gefahr besonders ausgeprägt, denn hier kreuzen sich nicht nur die Imperial-Verwerfung und die San-Jacinto-Verwerfung. Der Saltonsee wird in Nord-Süd-Richtung von der San-Andreas-Verwerfung gekreuzt. Bei der Nutzung der Geothermie werden die Spannungsverhältnisse im Boden verändert. Hinzu kommen Änderungen der Spannungsverhältnisse, die durch wechselnde Wasserpegel im Saltonsee selbst entstehen. Der deviatorische Stress (wie diese Änderungen in der Fachsprache genannt werden) kann der Auslöser schwerer Erdbeben sein.

Welche Folgen berechnen Wissenschaftler für den deviatorischen Stress?

Inzwischen sind die geologischen Verhältnisse am Saltonsee recht gut untersucht. Mit den dabei gewonnenen Daten wurden mittlerweile mehr als 1700 Modellrechnungen an Hochleistungscomputern durchgeführt. Sie alle kommen zum gleichen Resultat. Am Saltonsee besteht ein permanentes Risiko für Erdbeben mit Stärken von bis zu 8 auf der Richter-Skala. Die Folgen wären katastrophal. Einerseits besteht das Risiko, dass sich bei einem solchen Beben der Boden im gesamten Imperial County verflüssigt. Dabei würde alles einsinken, was sich gerade dort befindet. Zudem befinden sich die Salton Buttes in der Nähe. Dabei handelt es sich um eine Kette von Vulkanen, bei denen es als Folge eines derart starken Erdbebens zu Ausbrüchen kommen könnte. Hinzu kommt eine weitere Gefahr. Im schlimmsten Szenario sehen die Geologen in ihren Modellen, dass die San-Andreas-Verwerfung fast auf ihrer gesamten Länge in Mitleidenschaft gezogen wird. Damit würde sich als Kettenreaktion eine Welle schwerer Erdbeben von Saltonsee aus bis in den Norden von Kalifornien ausbreiten. Besonders betroffen wäre der Großraum Los Angeles.

Quelle: USGS, npr, SSoA

About Author