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Sommerferien – Belastungsprobe für die Beziehung

US-Forscher haben herausgefunden, dass nach der eigentlich schönsten Zeit des Jahres, dem Sommerurlaub, mehr Paare auseinandergehen, als sonst. Nach den Sommer- oder Winterferien trennen sich US-Ehepaare demnach häufiger. Besonders im März und August gehen viele Scheidungsklagen bei den Gerichten ein, wie die Soziologen der University of Washington auf einer großen Fachtagung in Seattle berichteten. Gründe dafür sehen die Forscher darin, dass die Ferien emotional stark aufgeladen und für alle Beteiligten sehr stressig seien. Dadurch ergeben sich meist hohe Erwartungen, die jedoch genauso oft enttäuscht werden. Im Rahmen ihrer Untersuchungen fanden die Forscher außerdem heraus, dass die meisten Hochzeiten in den USA im Juni und September gefeiert werden.

Wie kamen die Forscher zu den Scheidungs-Ergebnissen?

Die Forscher untersuchten für ihre Studie zunächst die Scheidungszahlen von 2011 bis 2015 im US-Bundesstaat Washington. Julie Brines und ihre Mitstreiter fanden heraus, dass die Scheidungsraten in allen Jahren zur gleichen Zeit anstiegen und sich in allen Bezirken des Staats gleichermaßen fanden. Anschließend nahm man noch die Daten aus Ohio, Florida, Arizona und Minnesota unter die Lupe, die ähnliche Scheidungsgesetze wie Washington haben. Die Zahlen zeigten sich ähnlich. Insbesondere an die langen Sommerferien oder die Weihnachtszeit haben die Menschen hohe Erwartungen. Paare, bei denen es ohnehin schon kriselt, erhoffen sich, dass die Ferien bzw. Feiertage ihre Beziehung retten können, doch oft ist das Gegenteil der Fall.

Allerdings zeigte sich auch, dass die meisten Menschen sich eben nicht während der Ferien oder der Feiertage trennen wollten, weil diese „heilige Familienzeit“ seien, so Brines weiter. Erst zum Schulstart in den USA im September zögen viele gefrustete Paare die Notbremse und reichten die Scheidung ein. Nach der Weihnachtspause dagegen brauche man wohl etwas länger, weil die Scheidungen erst im Frühjahr eingereicht werden.

Dabei gibt es in den USA in einigen Bundesstaaten sehr einfache Scheidungen. Sie können sogar per E-Mail und ohne Gang vor den Scheidungsrichter realisiert werden. Das trifft auch auf Washington zu. Dennoch zeigte sich das Scheidungs-Hoch hier vor allem in den Monaten März und August.

Insgesamt wird knapp die Hälfte aller US-Ehen wieder geschieden. 2014 lag die Quote insgesamt bei 3,2 von 1.000 Einwohnern. In Deutschland stieg die Scheidungsrate in den letzten Jahren ebenfalls auf 45 Prozent an. Im Schnitt geht eine Ehe den aktuellen Angaben zufolge nach 15 Jahren kaputt.

In Deutschland keine Scheidungs-Hochzeit

In Deutschland konnten saisonale Effekte bei den Scheidungsraten bisher nicht beobachtet werden. Man habe das ganze Jahr über mit Scheidungen zu tun. Auch der Urlaub sei nicht maßgeblich für eine etwaige Scheidung verantwortlich, so Anette Grüning von der FU Berlin, die seit vielen Jahren als Familienanwältin und Hochschuldozentin tätig ist. Vielmehr würden sich Eltern dazu entscheiden, dem Nachwuchs noch einen Familienurlaub zu schenken, bevor sie sich mit der Trennung befassen und diese auch vor dem Nachwuchs offiziell machen.

Anders sieht es Philipp Herzberg, Psychologe an der Uni der Bundeswehr in Hamburg. Er zeigte sich wenig überrascht von den US-Daten. Generell seien Familienurlaube und Weihnachten massiver Stress für die Paare. Die Erwartungen sind extrem unterschiedlich und würden nicht ausreichend abgesprochen, heißt es weiter. Dadurch ginge man oft faule Kompromisse ein. Zudem sieht Herzberg besonders große Probleme, wenn die Kinder erwachsen sind und Paare erstmals wieder als Paar in den Urlaub fahren.

Quelle: dpa

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