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Wie eine Cyberattacke Firmen, Kliniken und mehr in über 70 Ländern trifft

Am Freitag hat ein massiver Cyberangriff weltweit die Computer von Behörden, Kliniken und Privatpersonen gleichermaßen getroffen. So waren von dem Virus unter anderem der spanische Telekomriese Telefónica, das britische Gesundheitssystem, die Deutsche Bahn und das russische Innenministerium betroffen. Bei der Bahn hieß es, dass es aufgrund „eines Trojanerangriffs im Bereich der DB Netz AG“ zu Systemausfällen gekommen sei. Der Zugverkehr selbst sei aber nicht betroffen. Damit reagierte die Bahn auf Fotos, die bereits im Netz kursierten. Sie zeigten Bahnhöfe, auf deren Anzeigentafeln Fehlermeldungen zu sehen waren.

Erpresser-Schadsoftware legte große Teile der Welt lahm

Zuvor bestätigte bereits die britische Premierministerin Theresa May, dass es sich um einen internationalen Cyberangriff handelte. Dabei setzen die Angreifer auf eine Erpresser-Schadsoftware. Diese verschlüsselt die Daten auf dem Computer und gibt sie nur gegen Geld wieder frei. Wie die russische IT-Sicherheitsfirma Kaspersky mitteilte, kam es zu wenigstens 45.000 Attacken in 74 Ländern. Vom tschechischen Dienst Avast hieß es, es handele sich sogar um 75.000 Angriffe in 99 Ländern. Vor allem Russland, Taiwan und die Ukraine seien stark betroffen gewesen.

Kliniken in Großbritannien vom Cyberangriff betroffen

Aus Großbritannien hieß es, dass wenigstens 16 Unternehmen im Gesundheitsbereich von dem Angriff betroffen gewesen seien. Einige von ihnen betreiben mehrere Krankenhäuser. Die Patientendaten sollen laut May jedoch von dem Angriff nicht betroffen gewesen sein. May betonte dem Sender SkyNews gegenüber, dass alles getan werde, um die Patienten und deren Sicherheit zu schützen.

Doch gerade in den betroffenen britischen Kliniken kam es durch den Cyberangriff zu massivem Chaos. Teilweise musste man sogar Krankenwagen zu anderen Kliniken umleiten. Von einigen Kliniken kam die Aufforderung an die Patienten, sie nicht aufzusuchen. Mitarbeiter des Krankenhauses St. Bartholomew in London gaben an, dass man aus Sicherheitsgründen sämtliche WLAn-Verbindungen gekappt, Computer und Telefone ausgeschaltet habe. Termine für die Routineuntersuchungen konnten laut NHS-Zentrale in London nicht eingehalten werden.

Experten gehen davon aus, dass das Virus Wanna Decryptor für das Chaos verantwortlich ist. Darauf kamen sie, weil im Netz Aufnahmen von NHS-Computerbildschirmen existieren, auf denen der Text „Ups, deine Daten wurden verschlüsselt“ zu sehen ist. Danach folgte nur noch die Forderung einer Lösegeldzahlung über 275 Euro, die allerdings in der Internetwährung Bitcoins entrichtet werden sollte.

Microsoft-Sicherheitslücke verantwortlich für Cyberattacke?

Wie viele weitere Unternehmen betroffen sind, bleibt indes unklar. Fakt ist aber, dass sich das Schadprogramm rasant ausbreitet. Forcepoint Security Labs gaben an, dass das Virus von knapp fünf Millionen E-Mails pro Stunde weiterverbreitet wurde. Betroffen waren neben dem russischen Innenministerium und dem Logistik-Riesen FedEx in den USA auch der Energie-Konzern Iberdrola und Telefónica. Letzterer rief seine Mitarbeiter mittels Lautsprecher dazu auf, sämtliche Computer sofort vom Netz zu neben.

Experten gehen davon aus, dass die Hacker eine Sicherheitslücke im Betriebssystem Microsoft für sich nutzen. Sie war vom US-Auslandsgeheimdienst NSA entdeckt worden. Beschrieben wurde die Lücke in NSA-Dokumenten, die illegal verbreitet wurden. Wie Kaspersky mitteilte, wurden die Informationen bereits im April von der Hackergruppe „Shadow Brokers“ veröffentlicht.

Im März hatte Microsoft bereits einen Software-Patch herausgegeben, der zumindest die Weiterverbreitung des Virus verhindern soll. Allerdings ist dieser Patch offenbar auf vielen Rechnern noch nicht installiert. Deshalb riefen jetzt Sicherheitsbehörden, wie das Bundesamt für Sicherheit, dazu auf, den Patch dringend auf den eigenen Rechner aufzuspielen. Wie Experte José Rosell erklärte, ginge es bei der aktuellen Attacke nicht um Spionage. Vielmehr schickten die Erpresser das Virus los, verlieren aber schnell die Kontrolle darüber, welche Firmen und Menschen am Ende betroffen sind.

Quelle: dpa

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