Alltagsmagazin.de

News und Tipps aus allen Lebensbereichen

Smartphone: Eltern-Kind-Beziehung leidet unter Technisierung

Immer mehr Menschen konzentrieren sich mehr aufs Smartphone als auf ihre eigenen Kinder. Das kann zu Frust, Aggression und Verhaltensauffälligkeiten führen, wie jetzt eine aktuelle Studie herausgefunden hat.

Insbesondere die Eltern-Kind-Beziehung leidet unter dem „Mangel an aktivem Miteinander“, wie Experten das Verhalten nennen. Wenn Eltern sehr viel Zeit vor dem TV, dem Computer, Smartphone oder Tablet verbringen, können sie der Studie zufolge sogar Verhaltensauffälligkeiten beim eigenen Nachwuchs fördern.

Die missachteten Kinder neigen häufiger zu Frustration und Hyperaktivität, sie jammern und schmollen häufiger und es kommt auch häufiger zu Wutausbrüchen, wie die Forscher im „Pediatric Research“ berichteten. Das allerdings führe in einen Teufelskreis. Denn je anstrengender die Kinder von ihren Eltern empfunden werden, desto mehr reagieren diese mit Medienkonsum, so Brandon McDaniel von der Illinois State University und Jenny Radesky von der vUniversity of Michigan Medical School.

183 Elternpaare befragt

Für die Studie haben die Forscher insgesamt 183 Elternpaare befragt, die Kinder unter fünf Jahren haben. Sie haben online über sechs Monate hinweg Fragebögen ausgefüllt. In diesen ging es unter anderem darum, wie oft sie die einzelnen Mediengeräte benutzen und für deren Benutzung die Kommunikation mit ihren Kindern unterbrechen. Auch sollten die Eltern notieren, welche Verhaltensweisen ihre Kinder aufzeigen, also wann sie etwa schmollen, frustriert oder aggressiv sind oder sich zurückziehen.

Ebenfalls sollten die Eltern Auskunft über ihre eigenen Gefühle geben und das Medienverhalten der Kinder. Die Forscher haben die Elternpaare zwischen 2014 und 2016 befragt. In fast allen Fällen kam es wenigstens einmal pro Tag zu einer Unterbrechung des Austauschs zwischen Eltern und Kinder durch digitale Geräte. Je höher die Zahl der Unterbrechungen, desto stärker waren dabei die Verhaltensauffälligkeiten der Kinder ausgeprägt. Auch die Eltern fühlten sich vermehrt gestresst.

Forscher nennen die Unterbrechung des persönlichen Kontakts durch digitale Medien „Techoferenzen“. US-Eltern haben laut diversen Studien täglich gut neun Stunden vor TV, Smartphone, Tablet und Co. verbracht. Insbesondere Eltern, die Probleme mit der Selbstregulation haben oder mit dem familiären Sozialleben unzufrieden sind, sollen demnach besonders anfällig für die Ablenkungen sein.

Medienfreie Zeiten einführen

Das wiederum führt aber oft dazu, dass die Kinder nur noch intensiver nach Aufmerksamkeit schreien. Deshalb raten Forscher, dass man Kindern wenigstens beim gemeinsamen Spielen, Essen oder dem Zubettgehen die volle Aufmerksamkeit schenke und ohne Ablenkungen auf deren emotionale Bedürfnisse eingehe.

Auch deutsche Experten stimmen den Studienergebnissen zu. Es sei auch nicht verwunderlich, wenn die Probleme zwischen Eltern und Kindern größer werden, je weniger persönliche Kontakte vorliegen, so Susanne Eggert und Gisela Schubert vom JFF-Institut für Medienpädagogik in München. Sie räumen zwar ein, dass Eltern das Smartphone auch nutzen können, um bei Erziehungsproblemen Rat zu suchen, allerdings sollte das nicht in der direkten Situation mit dem Kind erfolgen. Hier hat der direkte Kontakt und Austausch mit dem Nachwuchs Vorrang.

Außerdem sollte man innerhalb der Familie Regeln zur Mediennutzung einführen und auch medienfreie Zeiten, an die sich alle halten müssen. Auf der Spielplatzbank soll übrigens eine Zeitung Eltern weniger ablenken als das Smartphone.

Quelle: dpa

About Author