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Krieg in der Ukraine: Wie sicher ist die Gasversorgung in Deutschland?

Gas tanker entering harbour with help of tug boat

Viele Menschen sind durch den Krieg in der Ukraine verunsichert. Damit sind vor allem Sorgen um die Energie- und Gasversorgung betroffen.

Was passiert, wenn Wladimir Putin nach den Sanktionen der Europäischen Union im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine Deutschland „den Gashahn zudreht“? Wie lange kann Deutschland die Gasversorgung und Ölversorgung ohne Lieferungen aus Russland sicherstellen? Welche Produktbereiche wären von einer kompletten Aussetzung des Handels zwischen Deutschland und Russland noch betroffen? Das sind Fragen, die momentan viele Menschen beschäftigt.

Wirtschaftsminister beteuert eine sichere Gasversorgung

In mehreren Statements betonte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, dass in Deutschland die Gasversorgung auch dann garantiert werden kann, wenn keine Lieferungen mehr aus Russland kommen. Viele Menschen haben Zweifel an dieser Aussage und befürchten, sich spätestens bis zum Herbst um eine Umstellung ihrer Heizungs- und Warmwassersysteme kümmern zu müssen. Habeck gab wiederholt an, dass die aktuellen Vorräte für mindestens drei Monate reichen. Das deckt sich mit Daten, die vom Energiewirtschaftlichen Institut der Universität Köln mit Blick auf die damals schwelende Ukrainekrise bereits im Jahr 2019 für den Fall einer Einstellung der Gaslieferungen aus Russland errechnet hatte. Außerdem hat die Bundesregierung offenbar bereits ein Gesetz über eine Mindestbevorratung auch in Zeiten hoher Gaspreise vorbereitet.

Welches Hauptproblem muss Deutschland bei der Versorgung lösen?

Laut der Statistik für das Jahr 2020 gab es in Europa insgesamt 36 sogenannte LNG-Terminals. Deutschland zählte und zählt sich jedoch nicht zu den Betreibern solcher Anlagen. Die Anträge für den Bau der ersten LNG-Terminals in der Bundesrepublik Deutschland sollen nach der aktuellen Terminierung im Sommer 2022 für den Standort Stade gestellt werden. Pläne für den Bau von Übergabe- und Speichersysteme für Flüssiggas gibt es außerdem für die Standorts Brunsbüttel und Rostock. Der Krieg in der Ukraine macht eine Beschleunigung der Antragsverfahren sowie des Baus notwendig. Anders sieht es bei der Versorgung mit Erdöl aus. Mehrere Seehäfen sind auf die Anlieferung von Erdöl per Tankschiff vorbereitet. Allein im Hafen Hamburg kommen pro Jahr mehr als 1.500 Öltanker an. Auch die Häfen in Rostock und Wilhelmshaven verfügen über Systeme zur Anlieferung von Erdöl.

Welche weiteren Güter und Waren können von Handelsembargos betroffen sein?

Erdöl und Erdgas machen bei den deutschen Importen aus Russland mit insgesamt 59 Prozent (Wert rund 19,4 Milliarden Euro) den größten Anteil aus. Auf dem zweiten Platz landen Metalle mit einem Jahresumsatz von 4,5 Milliarden Euro im Jahr 2020. Zudem bezieht Deutschland jedes Jahr Kohle im Wert von etwa 2,2 Milliarden Euro aus Russland. Eine komplette Aussetzung des Handels zwischen Deutschland und Russland würde auch einige auf Exporte angewiesene Branchen der Bundesrepublik treffen. Dazu gehört der Maschinenbau mit einem jährlichen Exportvolumen (allein nach Russland) mit einem Wert von rund 5,8 Milliarden Euro. Außerdem werden pro Jahr Fahrzeuge und Fahrzeugteile mit einem Wert von etwa 4,4 Milliarden Euro von deutschen Unternehmen nach Russland exportiert. Hinzu kommen chemische Erzeugnisse mit einem Gesamtwert von rund 3 Milliarden Euro pro Jahr.

Quelle: Bundeswirtschaftsministerium, Statistisches Bundesamt, EWI Uni Köln

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