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Wie haben sich die Nutriabestände in Deutschland entwickelt?
Die Gefahren durch Nutrias und deren Bekämpfung waren Gegenstand einer Kleinen Anfrage aus dem Bundestag. Die Bundesregierung verweist in ihrer Antwort auf die Zahlen des Wildtier-Informationssystems der deutschen Bundesländer. Sie erfassen die sogenannten Jahresstrecken, die sich auch beim Deutschen Jagdverband nachlesen lassen. Darin werden die Zahlen der erlegten Nutrias ausgewiesen. Sie sind innerhalb des letzten Jahrzehnts rasant angewachsen. Für die Jagdsaison 2013/2014 weist der Jagdverband bundesweit 13.359 erlegte Tiere aus. Die Bilanz der Saison 2023/2024 belief sich auf 116.585 erlegte Nutrias. Dabei präsentieren sich die Bundesländer Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen mit überdurchschnittlich hohen Zahlen. Ebenfalls zu den Top 5-Ländern mit den höchsten Nutria-Jahresstrecken gehören Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein.
Wie konnten die Nutrias Deutschland als Lebensraum erobern?
Ursprünglich waren die zur Familie der Stachelratten zählenden Nutrias in Südamerika heimisch. Sie kamen nach Europa, weil ihr Fell nach dem Ausrupfen der Grannen (Deckhaare) als guter Ersatz für Robbenfelle diente. Die kommerzielle Zucht startete kurz vor dem Ende des 19. Jahrhunderts in Frankreich. In Deutschland konnten erste Nutriafarmen ab dem Jahr 1926 nachgewiesen werden. Schon wenige Jahre später gab es erste Wildpopulationen, die auf Exemplare zurückgehen, die aus den Zuchtbetrieben entkommen konnten oder gezielt ausgewildert wurden. In der ehemaligen DDR gab es zahlreiche große Nutriafarmen und die daraus hergestellten Pelzartikel gehörten zu den wichtigsten Einnahmequellen für (westliche) Devisen.
Wie geht Deutschland rechtlich mit der Gefahr durch Nutrias um?
In Deutschland haben vor allem die Folgen des Klimawandels in Form milder Winter dafür gesorgt, dass sich die Wildpopulationen der Nutrias rasant vermehren konnten. Sie werden inzwischen durch ihre Lebensweise auch zu einer Gefahr für Infrastrukturen, weil sie beispielsweise Dämme in Bächen bauen und Uferbereiche sowie Hochwasserschutzanlagen oder Bahndämme unterhöhlen. In einigen Bundesländern wurden deshalb die Möglichkeiten einer Bejagung erweitert, indem die Schonzeitregelungen für Nutrias außer Kraft gesetzt wurden. Die Bundesregierung verweist in ihrer Antwort darauf, dass derzeit keine bundesweit einheitlichen Regelungen dieser Art geplant sind. Viele Rahmenbedingungen für die Jagd unterliegen nicht dem Bundesrecht, sondern sind in Deutschland ein Bestandteil des Länderrechts.
Quelle: Deutscher Bundestag Drucksache 21/1187, Deutscher Jagdverband, IUCN
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