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Die deutsche Sprache: Sogar das historische Kulturgut steht in der Kritik

Old books in bookshelf

Mittlerweile gibt es sogar Forderungen, Kultmärchen zu überarbeiten, weil die deutsche Sprache einige Begriffe nicht mehr erlaubt.

Wir entschuldigen uns vorab, dass wir in der Folge Begriffe verwenden, die so in der deutschen Sprache nicht mehr auftauchen sollten. Sie sind nicht als Herabwürdigung betroffener Gruppen gedacht, sondern dienen lediglich der Erklärung!
Sollte historisches Kulturgut aus dem Verkehr gezogen werden, weil sich die deutsche Sprache gerade massiv ändert? Diese Frage wird aktuell gerade heftig diskutiert. Auslöser der derzeitigen Debatten war der Schauspieler und Stuntman Peter Dinklage (vor allem bekannt durch seine Rolle in „Game of Thrones“). Er zählt sich mit einer Körpergröße von 1,32 Metern zu den kleinwüchsigen Menschen. Seine derzeitige Kritik richtet sich vor allem gegen Disney.

Was haben die Pläne von Disney mit der deutschen Sprache zu tun?

Peter Dinklage greift Disney wegen der Pläne zu einer Neuverfilmung des Märchens „Schneewittchen und die 7 Zwerge“ an. Das Märchen der Gebrüder Grimm wurde im Jahr 1812 als gedruckte Version veröffentlich, wobei die Zwerge die Rolle von Fabelwesen bekamen. Die erste Verfilmung erfolgte als Stummfilm im Jahr 1916. Eine erste Verfilmung aus dem Hause Disney gab es als Zeichentrickfilm im Jahr 1937. Dieser Streifen fand jedoch erst im Jahr 1950 den Weg nach Deutschland. Peter Dinklage wendet sich gegen die Pläne von Disney, die Neuverfilmung mit kleinwüchsigen Menschen zu besetzen und es beim ursprünglichen Titel des Märchens zu belassen. Aber entspricht das auch der Meinung der deutschen Märchenfans? Der Sender RTL thematisierte das in der „Stern TV“-Sendung vom 6. Februar 2022 und stellte eine Umfrage online. Bei mehr als 3.600 erfolgten Abstimmungen sprachen sich 95 Prozent der Voter/-innen gegen eine Streichung der 7 Zwerge aus dem Traditionsmärchen aus.

Wie weit soll der Wandel der deutschen Sprache gehen?

Wer den Begriff Zwerg aus der deutschen Sprache streichen will, müsste auch auf zwei in Deutschland sehr erfolgreiche Lustspielfilme mit Otto Waalkes verzichten. Sie erschienen 2004 und 2006 unter den Titeln „7 Zwerge – Männer allein im Wald“ und „7 Zwerge – Der Wald ist nicht genug“. Genauso betroffen wäre die Filmreiche „Indiana Jones“, deren fünfter Teil voraussichtlich im Jahr 2023 in die Kinos kommen soll. Außerdem dürfte der Partyschlager „Komm hol das Lasso raus“ von Olaf Henning nicht mehr gespielt werden, denn der zweite Teil der Titelzeile lautet: „Wir spielen Cowboy und Indianer“. Wie soll künftig dieses beliebte Kinderspiel bezeichnet werden? Würde es jemand ernstlich „Cowboy und amerikanische Ureinwohner“ nennen? Muss nun auch das Märchen „Rotkäppchen“ geändert werden, weil der dort vorkommende Begriff „Hexe“ ebenfalls als abfällige Bezeichnung zum Einsatz kommt? Das sind nur einige Beispiele. Die vollständige Liste würde den Rahmen dieses Artikels sprengen.

Wandel der deutschen Sprache: Ist ein Fokus auf den Kontext wichtiger?

Warum sollen wir den Begriff Indianer nicht verwenden, wenn in den USA sogar ein ganzer Bundesstaat (Indiana) und dessen Hauptstadt (Indianapolis) Namen haben, die sich aus dieser volkstümlichen Bezeichnung für die amerikanischen Ureinwohner ableiten? Warum dürfen Märchengestalten nicht weiterhin Zwerge heißen? Kommt es nicht vielmehr darauf an, in welchem Kontext diese Bezeichnungen verwendet werden? Sollten wir nicht alle den Anstand haben, solche Bezeichnungen schlicht nicht als Herabwürdigung anderer Menschen zu nutzen? Dann wäre es überflüssig, über die Entfernung historischen Kulturguts aus den Märchenregalen der Bibliotheken und dem Bestand der Filmstudios zu diskutieren und diese Kulturgüter unseren Kindern und Enkeln vorzuenthalten. Sie gehören genauso zur Geschichte wie die Weltkriege, die deutsche Wiedervereinigung und die Gründung der Europäischen Union.

Quelle: Disney, RTL, benannte Märchen, Filme und Songtitel

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