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Barrierefreier Wohnraum in Deutschland reicht nicht aus

Senior man working with a computer and his old photo cameras and old photos

Nicht jeder Mensch, der ihn bräuchte, hat auch barrierefreien Wohnraum zur Verfügung. Die Versorgungsquote an der Stelle ist in Deutschland erschreckend niedrig.

Beweise für eine niedrige Versorgungsquote von Senioren mit barrierefreiem Wohnraum liefert die Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Gruppe „Die Linke im Bundestag. Besonders erschreckend ist die Tatsache, dass gerade einmal 19 Prozent der Menschen mit funktionalen Einschränkungen der Bewegungsfähigkeit Wohnraum zur Verfügung haben, in dem sie sich ohne vermeidbare Hindernisse bewegen können und der ohne Treppenstufen erreichbar ist.

Wie groß ist bei barrierefreiem Wohnraum die Lücke zwischen Bedarf und Bestand?

Die Bundesregierung spricht in ihrer Antwort von einem Bestand an altersgerechten Wohnungen von „unter einer Million“. Die letzten Daten stammen vom Mikrozensus 2028, der eine Spanne zwischen 557.000 und 709.000 altersgerechte Wohnungen in ganz Deutschland angab. Diesem Bestand stehen rund 18,7 Millionen Menschen gegenüber, die älter als 65 Jahre sind. Sie bilden allein, mit Ehe- und Lebenspartnern, Familienangehörigen oder anderen älteren Menschen rund 13,125 Millionen Haushalte. Allein schon daran zeigt sich die immense Größe der derzeit bestehenden Versorgungslücke. Doch tatsächlich ist sie sogar weitaus größer, denn Betroffene aus der Gruppe der 45- bis 64-Jährigen sind gerade einmal zu 12 Prozent mit barrierefreien Wohnungen versorgt. Hinzu kommen zahlreiche Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen, die noch keine 45 Jahre alt sind. Aus der Entwicklung der Nutzung des Förderprogramms der KfW für den altersgerechten Umbau soll der Bestand bis zum Jahr 2030 auf rund 1,4 Millionen barrierefreie Wohnungen steigen. Im Jahr 2035 soll es nach den Einschätzungen der gleichen Quelle etwa 1,73 Millionen altersgerechte Wohnungen in Deutschland geben.

Belastungen durch Wohnungsmieten sind bei Senioren besonders hoch

Abgesehen von der Knappheit der barrierefreien Wohnungen müssen sich Senioren besonders hohen Belastungen (gemessen am Haushaltseinkommen) durch die Bruttokaltmieten stellen. Bei Menschen, die 85 Jahre und älter sind, macht die Bruttokaltmiete 30,5 Prozent des Einkommens aus. In der Gruppe der 75- bis 84-Jährigen gehen durchschnittlich 30,7 Prozent für die Bruttokaltmiete drauf. Leben die Senioren in einem Mehrpersonenhaushalt, ist die Mietbelastung in Haushalten mit 2, 3 und 4 Personen am niedrigsten. Diese Zahlen beziehen sich auf die alten Bundesländer. In den neuen Bundesländern fällt die Bilanz noch etwas günstiger aus. Ein positiver Aspekt ist, dass viele ältere Menschen in selbst genutztem Wohneigentum leben. Das macht unter den 60- bis 74-Jährigen etwa 56,5 Prozent aus. Bei Senioren ab 75 Jahren liegt die Eigentumsquote bei 55,4 Prozent. Allerdings ist das auch ein Problem, denn angesichts hoher Kosten können sich viele Eigentümer einen barrierefreien Umbau ihrer Wohnung oder ihres Hauses nicht leisten. Ein erheblicher Anteil hat keinen Anspruch auf staatliche Zuschüsse, weil (noch) keine Pflegebedürftigkeit vorliegt.

Quelle: Deutscher Bundestag Drucksache 20/14395

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