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Amnesty International: Report deckt mehr Todesurteile auf

Amnesty International hat den aktuellen Report zu ausgesprochenen und durchgeführten Todesurteilen veröffentlicht. Dabei ergab sich, dass im vergangenen Jahr 171 Menschen weniger als noch 2013 hingerichtet wurden. Dennoch bleibt die erschreckende Zahl von 607 Personen, die in 22 Ländern immer noch getötet wurden. Zudem hat sich im Jahr 2014 die Zahl der neu verhängten Todesurteile drastisch erhöht. Mindestens 2.466 Menschen wurden im letzten Jahr zum Tode verurteilt, 500 mehr als noch 2013.

Für die drastische Erhöhung der Todesurteile sind vor allem Ägypten und Nigeria verantwortlich. In beiden Ländern gab es im vergangenen Jahr deutlich mehr Urteile zum Tod. In Ägypten waren vor allem Massenurteile in Massenprozessen gefällt wurden, in denen es um den Kampf gegen die Muslimbrüder ging. Amnesty International erhofft sich, dass man mit den massenhaften Verurteilungen ein Exempel statuieren, die Todesurteile aber nicht vollstrecken wolle.

Auch in Nigeria kam es zu Massenurteilen gegen Deserteure im Kampf gegen Boko Haram, die von den Militärgerichten ausgesprochen wurden. Patrick Walder von Amnesty International erklärte, dass vor allem repressive Regierungen die Todesstrafe verhängen. Sie gilt als Droh- und Abschreckungsmittel. Dennoch sei es verwerflich, die Todesstrafe im Kampf gegen Verbrechen anzuwenden.

Amnesty International gibt nur Mindestzahlen bekannt

Im Bericht von Amnesty International heißt es weiter, dass die veröffentlichten Zahlen lediglich Mindestzahlen darstellen. Es könnte damit im letzten Jahr also noch deutlich mehr Todesstrafen gegeben haben. Die Zahlen ermittelt die Menschenrechtsorganisation anhand offizieller Statistiken sowie der Information von Betroffenen und anderen Menschenrechtsorganisationen. Ebenfalls werden Medienberichte als Quelle genutzt.

Außerdem sind die Todesurteile in China nicht in den Zahlen enthalten. Seit 2009 werden diese Zahlen nicht mehr veröffentlicht, da diese in China als Staatsgeheimnis gelten. Man geht bei der Organisation aber von Tausenden von Fällen aus, so dass die Dunkelziffer hoch bleibt. Ähnliches gilt übrigens für Nordkorea.

Jedes zehnte Land verhängt laut Amnesty International die Todesstrafe

Jedes zehnte Land der Welt verhängt laut Amnesty International noch immer die Todesstrafe. Dabei sind die meisten Länder in Afrika, im Osten Asiens und im Mittleren Osten gelegen. Aber es gibt auch gute Nachrichten: In sieben Ländern wurde die Todesstrafe 2013 noch durchgeführt, 2014 aber nicht mehr. Zu ihnen zählen Nigeria, der Südsudan, Bangladesh und Indien, die kein Todesurteil mehr vollstreckt haben.  Jedoch stehen diesen sieben Ländern ebenfalls sieben Länder, darunter Weißrussland, Jordanien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Äquatorialguinea, Pakistan, Ägypten und Singapur, gegenüber, die 2014 wieder Hinrichtungen durchgeführt haben, obwohl sie ein Jahr zuvor darauf verzichtet hatten.

Insgesamt ist die Zahl der ausgesprochenenen Todesurteile also angestiegen, darunter vor allem in Ägypten, Nigeria und Pakistan. Aber es gibt auch Ausnahmen. So sank die Zahl der Verurteilungen in Afghanistan von 174 im Jahr 2013 auf zwölf im vergangenen Jahr – natürlich wieder exklusive der Dunkelziffer. Allerdings wurden mindestens sechs Personen in Prozessen zum Tode verurteilt, bei denen die Verteidigerrechte nicht beachtet wurden. Zudem lehnte Afghanistan noch im letzten Jahr die Abschaffung der Todesstrafe ab.

Im Westen sinken laut Amnesty International die Todesstrafen

In Zentralasien und Europa sind die Todesstrafen laut Amnesty International weitgehend abgeschafft, lediglich in Weißrussland sind sie noch erlaubt. Die Zahl der Todesurteile aber auch der Hinrichtungen gehen in den USA und Afrika seit Jahren zurück. So wurden 2014 in den USA 72 Menschen zum Tode verurteilt, ein Jahr zuvor waren es noch 80. In Madagaskar hat die Regierung im letzten Jahr sogar ein Gesetz zur Abschaffung der Todesstrafe verabschiedet. Patrick Walder erklärte, dass der Trend zur Abschaffung der Todesstrafe voran gehe. Allerdings hat sich der Prozess in den vergangenen Jahren deutlich verlangsamt.

Quelle: NZZ

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