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Pflegedienste werden durch Mindestlohn unrentabel

Die privaten Pflegedienste sehen sich nach eigenen Einschätzungen einer sehr kritisch zu betrachtenden Zukunft gegenüber. Daran kann auch die Tatsache nichts ändern, dass die Bundesregierung eine stufenweise Erhöhung der Pflegeaufwendungen von etwa fünf Milliarden pro Jahr bis 2017 auf dem Plan stehen hat. Vorher müssen die Pflegedienste eine schwere Kostenlast durch die Einführung der Mindestlöhne schultern.

Was meint der Verband der privaten Pflegearbeitgeber?

In einem Interview formulierte es Verbandspräsident Thomas Greiner ziemlich deutlich, indem er sinngemäß sagte, dass Bundesregierung mit dem Mindestlohn im Pflegereich das wieder zunichte macht, was sie über die Erhöhung der Pflegeaufwendungen aufzubauen versucht. Bevor die Erhöhungen greifen, kommen auf die Arbeitgeber im Pflegebereich Mehrausgaben von rund einer Milliarde pro Jahr zu. Derzeit beziehen viele Hilfskräfte in den Pflegeeinrichtungen ein Entgelt, das bis zu zwei Euro unter dem Mindestlohn liegt. Hinzu kommt, dass die Tarifverträge in der Branche bereits im Herbst eine Erhöhung des Mindeststundensatzes auf acht Euro im Osten und neun Euro im Westen vorsehen. Davon sind rund eine halbe Million Pflegekräfte betroffen. Ob diese Entlohnung für eine derart verantwortungsvolle Tätigkeit angemessen ist, steht auf einem anderen Blatt. Die Gewerkschaft ver.di meint, dass sie das nicht ist, und verlangt 12,50 Euro pro Stunde für die Pflegekräfte, die unmittelbar mit den Patienten arbeiten.

Wie wirken sich diese Entwicklungen auf die Pflegedienste aus?

Erhebungen belegen, dass jetzt schon viele Pflegedienste erhebliche Verluste machen. In Baden-Württemberg trifft das auf vier von zehn Pflegediensten zu. Andere Erhebungen kamen zu dem Schluss, dass zwanzig Prozent der Pflegedienste ein hohes Risiko für eine drohende Insolvenz haben. Dabei gibt es erhebliche Unterschiede nach der Größe der Pflegedienste und den Regionen, in denen sie aktiv sind. Vor allem die Pflegedienste in den Ballungsräumen haben Probleme, weil sie durch eine sehr große Konkurrenz unter Druck gesetzt werden. Dort gibt es stellenweise sogar Überkapazitäten, obwohl an anderen Stellen in der Bundesrepublik etwa 30.000 Pflegefachkräfte fehlen. Der Verband der Pflegearbeitgeber ist der Ansicht, dass dieser Fachkräftemangel bis zum Jahr auf die stolze Zahl von 75.000 klettern wird.

Wie sind die aktuellen Löhne in der Pflegebranche?

Hier unterscheiden sich die Zahlen nach der Quelle sehr erheblich. Die Gewerkschaft ver.di gibt an, dass die rund 300.000 ambulant und 700.000 stationär tätigen Pflegekräfte durchschnittlich 2.200 Euro verdienen. Bei der Bundesregierung sehen die Zahlen anders aus. Nach den dortigen Angaben bekommen Pflegekräfte im Osten durchschnittlich 2.302 Euro und im Westen 2.831 Euro.

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