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Fachkräftemangel: Bestehen Reserven durch eine Verlängerung der Arbeitszeit?

Grandfather repair and hanging clock on the wall at home, sets time clock

Könnte eine Ausweitung der wöchentlichen Arbeitszeit eine Entlastung beim Fachkräftemangel in Deutschland bewirken? Was sagen dazu aktuelle Statistiken?

Immer wieder wird darüber diskutiert, ob eine Ausweitung der Arbeitszeit eine Lösung für den Fachkräftemangel sein könnte. Selbst wenn das möglich wäre, würde es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit am Widerstand der Gewerkschaften scheitern. Sie kämpfen auch in den Branchen um eine weitere Verkürzung der Wochenarbeitszeit, in denen sich der Fachkräftemangel am deutlichsten zeigt. Aber welche Reserven gibt es für die Motivation von Teilzeitbeschäftigten für eine Vollzeitbeschäftigung?

Durchschnittliche Wochenarbeitszeit bei Vollzeitbeschäftigung rückläufig

Im Jahr 2011 lag die durchschnittliche Wochenarbeitszeit eines Vollzeitbeschäftigten noch bei 40,7 Stunden. Bis zum Jahr 2023 reduzierte sie sich auf einen Schnitt von 39,8 Stunden. Die Reduzierung zeigte sich sowohl bei Männern (minus 2,1 Prozent) als auch bei Frauen (minus 2,0 Prozent). Das heißt, bei der Berücksichtigung aller Vollzeitbeschäftigten fiel im Durschnitt knapp eine Stunde Arbeitszeit pro Woche weg. Genau gegensätzlich verlief die Entwicklung zeitgleich bei den Teilzeitbeschäftigten. Hier nahm die wöchentliche Arbeitszeit von 2011 auf 2023 bei den Frauen um 16,6 Prozent und bei den Männern sogar um 20 Prozent zu. Allerdings macht sich in der Gesamtbilanz der geleisteten Arbeitsstunden ein Fakt negativ bemerkbar. Die Teilzeitquote stiegt im Betrachtungszeitraum erheblich. 2011 lag sie noch bei 27,2 Prozent aller Beschäftigten und erreichte 2023 mit nunmehr 30,9 Prozent einen vorläufigen Höhepunkt. Im gleichen Zeitraum stieg die Zahl der Beschäftigten (Teilzeit und Vollzeit zusammengenommen) um rund 2,2 Millionen Personen.

Was bedeuten diese Zahlen mit Blick auf die Linderung des Fachkräftemangels?

Allein die Tatsache, dass fast jede dritte Person in Teilzeit arbeitet, suggeriert ein immenses Potenzial für die Erweiterung der Fachkräftekapazitäten über eine Verlängerung der Wochenarbeitszeit. Doch die Praxis sieht anders aus, wobei verschiedene Faktoren eine Rolle spielen. Eltern können oft nicht in Vollzeit arbeiten, weil der Fachkräftemangel in Kindertagesstätten dazu führt, dass keine ausreichenden Betreuungskapazitäten für die Kinder zur Verfügung gestellt werden können. Hinzu kommt die Tatsache, dass immer längere Arbeitswege rechtlich als zumutbar eingestuft werden. In einigen Branchen und Berufen ist eine Ausweitung einer Teilzeitbeschäftigung auf eine Vollzeitbeschäftigung nicht möglich. Ein Beispiel sind Reinigungskräfte in Arztpraxen, die nicht parallel im Verwaltungsbereich oder medizinischen Bereich eingesetzt werden können. Viele Teilzeitbeschäftigungen resultieren zudem aus gesundheitlichen Problemen und dem Bezug von anteiligen Erwerbsminderungsrenten sowie aus den Möglichkeiten der Altersteilzeit.

Quelle: Statistisches Bundesamt

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