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Automatisch Organspender werden: Niederlande beschließt Gesetz

Dass es zu wenig Organspender gibt, ist allgemein bekannt. Doch wie kann man das ändern? In den Niederlanden hat man jetzt einen Vorstoß gewagt. Das Parlament in Den Haag hat mit einer Zwei-Stimmen-Mehrheit beschlossen, dass jeder volljährige Bürger automatisch Organspender wird, wenn er nicht explizit widerspricht.

Das neue Gesetz zur Registrierung von Organspendern sieht vor, dass jeder Bürger mit Erreichen der Volljährigkeit als Organspender erfasst wird. Wer das ablehnt, muss sich explizit bei den betreffenden Stellen melden.

Automatische Organspender – sehr knappe Entscheidung

Das Gesetz ist heftig umstritten und wurde am Dienstag von der ersten Kammer des Parlaments mit extrem knapper Mehrheit angenommen: 38 Abgeordnete stimmten dafür, 36 dagegen. Die Zweite Kammer hatte sogar mit nur einer Stimme Mehrheit für das Gesetz gestimmt.

Bisher ist auch in den Niederlanden so, dass sich Menschen, die Organe nach ihrem Tod für Transplantationen spenden wollen, aktiv registrieren lassen müssen. Dies ändert sich durch die Neuregelung, wobei Angehörige in Zweifelsfällen auch weiterhin mit über die Entnahme der Organe bestimmen dürfen.

Laut einem ZDF-Bericht stehen aktuell 1.100 Menschen in den Niederlanden auf den Wartelisten für ein Spenderorgan. 150 von ihnen sterben Jahr für Jahr, weil das Spenderorgan zu spät kommt. Die Widerspruchslösung, wie man das Vorgehen auch nennt, gibt es übrigens bereits in vielen anderen EU-Staaten, darunter Frankreich, Polen, Österreich, Belgien und Schweden.

In Deutschland gilt Entscheidungslösung für Organspender

In Deutschland ist man dagegen von der Widerspruchslösung weit entfernt, hierzulande gilt die Entscheidungslösung. Das heißt, dass sich die Bürger ausdrücklich für eine Organspende entscheiden müssen. Das führt, auch aufgrund der in diesem Zusammenhang aufgetretenen Skandale, zu einer immer geringeren Spendenbereitschaft. Im letzten Jahr kam es bundesweit gerade einmal zu 797 Organspenden. Damit wurde der niedrigste Stand seit mehr als 20 Jahren erreicht.

Das Problem besteht in Deutschland auch darin, dass viele Menschen längst entschieden haben, ob sie ihre Organe spenden wollen oder nicht. Eine Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ergab, dass über die Hälfte (58 Prozent) ihre Entscheidung bereits getroffen haben. Doch gerade einmal ein gutes Drittel der Befragten hat auch tatsächlich einen Organspendeausweis, in dem diese Entscheidung dokumentiert wird.

Quelle: dpa

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