Alltagsmagazin.de

News und Tipps aus allen Lebensbereichen

Vitamin B – mehr Schaden als Nutzen?

Vitamin B ist wichtig, zum einen im persönlichen Bereich, wenn der Begriff eher für Beziehungen verwendet wird, zum anderen auch für die eigene Gesundheit. Allerdings sind Nahrungsergänzungsmittel, die Vitamin B und andere Vitamine, Nährstoffe und Co. enthalten, längst nicht so gut für die Gesundheit, wie bisher angenommen. Das zeigt jetzt auch eine Studie von Forschern aus Taiwan und den USA nahe, die im „Journal of Clinical Oncology“ veröffentlicht wurde.

Hochdosiertes Vitamin B erhöht Risiko für Lungenkrebs

Demnach stieg bei Männern, die gezielt Vitamin B12 oder Vitamin B6 einnahmen, ein erhöhtes Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken. Bei Frauen fanden die Forscher einen solchen Zusammenhang allerdings nicht.

Dabei wurde in der Vergangenheit sogar vermutet, dass Vitamin B-Präparate vor Lungenkrebs schützen. Dass dem nicht so ist, beweist die Studie, die das Team von Chi-Ling Cheng von der Uni Taiwan in Taipeh ausgearbeitet hat. Die Forscher fanden jedoch heraus, dass Multivitaminpräparate, die als Nahrungsergänzungsmittel eingenommen werden, das Lungenkrebsrisiko nicht steigen lassen.

Für die Studie haben die Wissenschaftler die Daten von 77.000 Menschen aus dem US-Bundesstaat Washington ausgewertet. Zu Studienbeginn waren sie 50 bis 76 Jahre alt. Die Forscher wollten wissen, welche Vitaminpräparate die Probanden in den vergangenen zehn Jahren eingenommen hatten. Daraus ergab sich ein Durchschnitt, der mehr B-Vitamine zu sich nahm, als laut US-Richtlinien empfohlen wird.

Darüber hinaus verglichen die Forscher weitere Angaben, wie Größe, Bildungsgrad, Alter, Alkoholkonsum, Ernährung und die allgemeine Krankengeschichte. Ebenfalls verglichen sie die Probanden nach Rauchern, Nichtrauchern und ehemaligen Rauchern.

Lungenkrebs trat bei einem Prozent auf

Insgesamt sechs Jahre wurden die Patienten begleitet. Binnen dieser Zeit erkrankten 808 Patienten an Lungenkrebs, was gut ein Prozent ist. Dabei fanden die Forscher heraus, dass die Männer, die Vitamin B6 und Vitamin B12 als Einzelpräparat eingenommen haben, statt in einem Multivitaminpräparat, ein erhöhtes Lungenkrebsrisiko aufwiesen. Bei einer hohen Dosierung der B-Vitamine, die über zehn Jahre erfolgte, war das Risiko für Lungenkrebs sogar verdoppelt. Als hohe Dosierung versteht man 20 Milligramm Vitamin B6 und/oder 55 Mikrogramm Vitamin B12 pro Tag. In der weiteren Auswertung zeigten sich erschreckende Zahlen:

  • 1,2 Prozent der Männer, die keine Vitaminpräparate einnahmen, erkrankten während der Studiendauer an Lungenkrebs
  • 1,9 Prozent der Männer, die den höchsten Vitamin B6-Konsum aufwiesen, erkrankten während der Studiendauer an Lungenkrebs
  • 2,2 Prozent, die den höchsten Vitamin B12-Konsum aufwiesen, erkrankten während der Studiendauer an Lungenkrebs

Studienautor Theodore Brasky von der Ohio State University betonte allerdings in einer Pressemitteilung, dass das Risiko erst ansteige, wenn die tägliche Dosierung der Vitaminpräparate deutlich über den Dosierungen liegt, die mit einem Multivitaminpräparat erreicht werden.

Vitaminpräparate oft unnötig

Tilman Kühn, Leiter der AG Ernährungsepidemiologie am Deutschen Krebsforschungszentrum, sieht in der aktuellen Studie einen weiteren guten Grund, warum Nahrungsergänzungsmittel mit Vorsicht zu genießen sind. Diese sind nur dann zu empfehlen, wenn tatsächlich ein Mangel vorliegt, was jedoch nur selten vorkommt. Lediglich Veganern empfiehlt man, Vitamin B12 zu schlucken, da das Vitamin fast ausschließlich über tierische Produkte aufgenommen wird.

Fraglich bleibt nach der Studie auch, warum das Lungenkrebsrisiko nur bei Männern, nicht aber bei Frauen steigt. Die Forscher vermuten, dass Stoffwechselvorgänge, bei denen auch männliche Geschlechtshormone beteiligt sind, verantwortlich dafür sein könnten.

Die Studie zeigte ganz nebenbei den größten Risikofaktor für Lungenkrebs auf: Das Rauchen. 36.400 Teilnehmer der Studie haben nie geraucht. Lediglich 0,2 Prozent (60 Personen) erkrankten an Lungenkrebs. Bei den 33.400 ehemaligen Rauchern erkrankten bereits 1,5 Prozent. Die 6.400 Teilnehmer, die zu Studienbeginn angaben, zu rauchen, waren am stärksten betroffen. Während der Studienlaufzeit erhielten vier Prozent von ihnen die Diagnose Lungenkrebs.

Quelle: dpa

About Author