Wie glaubhaft ist das Online-Lexikon? – Diese Frage sollte sich jeder Nutzer stellen, denn gerade eben wurde bekannt, dass Artikel in Wikipedia gezielt von Bundesbeamten aus der Schweiz manipuliert wurden. Knapp 400 Artikel des Online-Lexikons wurden allein im Jahr 2015 nachweisbar von Computern geändert, die zur Bundesverwaltung der Schweiz gehören. Von 2010 bis 2014 wurden rund 1.500 Wikipedia-Artikel von den Bundesbeamten umgeschrieben. Das ergab eine Prüfung, die mit einer speziellen Software des Programmierers Jari Bakken aus Norwegen durchgeführt wurde.
Welche Artikel bei Wikipedia wurden manipuliert?
Einerseits zeigen die Ergebnisse der Überprüfungen, dass es den Beamten der Schweiz oftmals langweilig zu sein scheint, denn sie korrigieren von ihren Dienstrechnern aus Rechtschreibfehler oder geben Wissen aus ihrem Hobbybereich bei Wikipedia preis. Andererseits widmen sie sich auch den prekären Themen, die der Bundesverwaltung nicht in den Kram passen. Bevorzugt werden von den Beamten beispielsweise die Artikel geändert, in denen es um die in der Schweiz praktizierte Vorratsdatenspeicherung geht. Das ließ sich anhand der Änderungen aufzeigen, die an rund fünfzig Artikeln zu dieser Thematik durchgeführt wurden. Ob dies auf Weisung der Regierung oder aus dem Eigenantrieb der Beamten geschah, steht derzeit noch nicht fest. Fakt ist jedoch, dass der Zugriff der Bundesbehörde durch die Administratoren von Wikipedia wegen der Manipulationen bereits mehrfach gesperrt wurde.
Wie konnte Wikipedia die Urheber der Manipulationen ermitteln?
Welche Änderungen an einem Wikipedia-Beitrag vorgenommen werden, lässt sich anhand der Versionsgeschichte nachvollziehen. So ganz anonym, wie es auf den ersten Blick scheint, können die Änderungen nicht vorgenommen werden, denn auf den Servern von Wikipedia wird die IP-Adresse des Autors gespeichert. So lässt sich genau ermitteln, von welchem Rechner oder Netzwerk aus die Änderungen erfolgt sind. Anhand dieser Log-Dateien wurde bei den Checks festgestellt, dass die Manipulationen durch die schweizerischen Bundesbeamten teilweise sehr raffiniert durchgeführt wurden. An einigen Artikeln erfolgten über Monate hinweg immer wieder kleine Veränderungen, bei denen unerwünschte Inhalte entfernt und durch allgemeine Floskeln ersetzt wurden.
Quelle: Nordwestschweiz, Heise
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