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Pumpen im Chat: Wie Messenger-Gruppen Kleinanleger ködern

Mann mit Handy

In geschlossenen Messenger-Chats organisieren Betrüger Kursmanipulationen. Ermittler warnen vor Aktientipps, die in Minuten zu Verlusten führen.

In geschlossenen WhatsApp-Gruppen geben selbsternannte „Trader“ Kauf- und Verkaufssignale für wenig gehandelte Aktien. Der Mechanismus ist bekannt: Zuerst pushen Organisatoren den Kurs, dann verkaufen sie mit Gewinn – die Nachzügler bleiben auf Verlusten sitzen. Ermittler und Aufseher ordnen solche Runden als klassische Pump-and-Dump-Muster ein, die sich vom offenen Social-Media-Influencing in private Chats verlagert haben.

So läuft der Trick

Der Einstieg beginnt oft mit einer unverlangten Nachricht: Exklusive „VIP-Signale“, angebliche Insiderkontakte, versprochene „Sicherheit“ und zweistellige Tagesrenditen. Im Chat nennen Admins einen Ticker, setzen einen engen Zeitrahmen und erzeugen Druck. Häufig werden illiquide Nebenwerte genutzt, teils aus dem Ausland, bei denen wenige Orders den Kurs bewegen. Zur Glaubwürdigkeit kursieren geschönte „Ertrags-Screenshots“ und PDFs, die Seriosität suggerieren. Hinter der Fassade steht häufig ein Kartell aus Initiatoren, Signalgebern und Abkassierern – eine digitale Variante der „Boiler-Room“-Masche, zunehmend verknüpft mit dem international bekannten „Pig-Butchering“.

Regulatoren schlagen Alarm

Die SEC zeigte 2022 mehrere Social-Media-Akteure wegen koordinierten Aktienmanipulationen an; das Muster: Empfehlungen via Kanäle, zeitgleicher Eigenhandel, Verschleierung von Interessenkonflikten. Auch europäische Aufseher mahnen, dass Investmentempfehlungen klar als solche gekennzeichnet sein und mögliche Vorteile offengelegt werden müssen. Die BaFin warnt explizit vor WhatsApp-Aktientipps und rät, nur registrierten Anbietern zu vertrauen. Laut US-Behörden verursachen Investmentbetrugsdelikte inzwischen Schäden in Milliardenhöhe – die Täter nutzen die Vertraulichkeit und Schnelligkeit privater Chats aus.

Warnsignale und Schutz

Typische Alarmsignale sind: garantierte Gewinne, Zeitdruck, fehlendes Impressum, Anwerbung für ausländische Broker ohne EU-Lizenz, Gebührenforderungen vor Auszahlung sowie das Verbot, kritisch nachzufragen. Wer in einer Gruppe landet, sollte keine Daten preisgeben, keine Dateien öffnen, Belege sichern und sich an Polizei und Verbraucherzentralen wenden. Seriöse Informationen finden sich bei Finanzaufsichten; unabhängige Recherche, Kurs- und Volumengrafiken sowie Ad-hoc-Meldungen helfen, Hypes von Nachrichten zu trennen. Niemals investieren, nur weil „alle im Chat dabei sind“ – das Kollektiv ist hier oft Teil der organisierte Kursmanipulation.

Quellen: SEC: SEC Charges Eight Social Media Influencers in $100 Million Stock Manipulation Scheme
FBI IC3: 2023 Internet Crime Report
Verbraucherzentrale: Anlagebetrug: So erkennen Sie unseriöse Angebote
ESMA: Public Statement – Investment recommendations on social media

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