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Waldbrandrisiken durch Überlandleitungen: Wie ist die Situation in Deutschland?

Electricity pylons and power lines

Welche Risiken für Waldbrände gehen von Überlandleitungen aus? Wie hoch ist der Anteil solcher Leitungen in Deutschland?

Das Risiko, dass Überlandleitungen Ursache von Waldbränden werden, spielt derzeit in den USA eine wichtige Rolle. Dort gehen Brandermittler inzwischen davon aus, dass solche Leitungen für das verheerende Eaton Fire verantwortlich waren, das im Januar 2025 im Norden von Los Angeles verwüstete. Ist ein solches Szenario auch in Deutschland denkbar?

Wie viele Überlandleitungen gibt es in Deutschland?

Nach den Angaben verschiedener Energieversorger ist Deutschland in der glücklichen Lage, dass mehr als 80 Prozent aller Stromleitungen unterirdisch verlegt sind. Auch die neue Nord-Süd-Trasse zur Verteilung von Windstrom aus dem Norden ist nicht als Überlandleitung konzipiert, sondern wird in Form von Erdkabeln gebaut. Dennoch kann von einer Entwarnung durch Überlandleitungen als Risikofaktor für Waldbrände keine Rede sein. Allein das überirdische Hochspannungsnetz (also Leitungen mit einer Spannung zwischen 220 und 380 Kilovolt) bringt es bundesweit auf eine Länge von etwa 37.700 Kilometern. Hinzu kommen die Leitungen des Mittelspannungsnetzes (3 bis 30 Kilovolt Spannung), die eine Gesamtlänge von etwa 530.000 Kilometern ausmachen. Zur Ursache von Waldbränden können darüber hinaus auch Überlandleitungen des Niederspannungsnetzes (Spannung bis 1 Kilovolt) werden. Sie ziehen sich auf einer Gesamtlänge von 1,25 Millionen Kilometern durch Deutschland. Die Waldbrände können durch all diese Überlandleitungen sowohl durch Spannungsüberschläge (Kurzschlüsse) als auch durch die Induktion von Spannungen ausgelöst werden. Dabei sieht sich auch die Bundesrepublik Deutschland trotz des hohen Anteils der Erdkabel im gesamten Stromnetz einem Problem gegenüber. Nach den Angaben des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft machen die Erdkabel derzeit gerade im kritischen Bereich der Hoch- und Höchstspannungsleitungen gerade einmal ein Zehntel aus.

Situation des Stromnetzes in den USA ist deutlich brisanter

In den USA machen überirdische Stromleitungen fast den kompletten Anteil der Stromnetze aus. Davon ist nicht nur der ländliche Raum betroffen, sondern auch in kleinen Städten wurden die Stromleitungen noch nicht unter die Erde verlegt. Doch in den USA kommt ein weiteres Problem hinzu. Zahlreiche Überlandleitungen werden bereits seit Jahrzehnten nicht mehr aktiv genutzt. Trotzdem weisen sich die Energieversorger diese „toten“ Leitungen zurückzubauen. Davon ist auch die zum Energieversorger Edison gehörende Mesa-Sylmar-Linie betroffen. Sie war letztmals im Jahr 1971 in Betrieb. Nun besteht nach den Aussagen der Brandermittler der dringende Verdacht, dass sie im Januar 2025 das Eaton Fire ausgelöst hat. Es gehörte zu den schlimmsten Waldbränden in der Geschichte Kaliforniens, denn ihm fielen 19 Menschen und rund 9.400 Gebäude zum Opfer. Weil überirdische Stromkabel häufig Waldbrände auslösen, wird bereits seit einigen Jahren über gesetzliche Vorgaben zum Rückbau nicht mehr genutzter Überlandleitungen diskutiert. Ein Ende dieser Diskussionen ist aktuell noch nicht in Sicht. In Deutschland ist es dagegen üblich, bei Neubauten die alten Überlandleitungen zurückzubauen.

Quelle: Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft, California Fire Department

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