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Warum sind Krankenhauskeime auf dem Vormarsch?

Die Zahl der Menschen, die sich in Kliniken mit den sogenannten Krankenhauskeimen ansteckt, steigt seit einiger Zeit dramatisch an. Mittlerweile betreffen diese Infektionen rund 800.000 Patienten pro Jahr. Das ist nur die Zahl der bekannten Fälle. Mediziner und Forscher gehen davon aus, dass die tatsächliche Zahl der Ansteckungen mit den Superkeimen wesentlich höher ist. Schuld daran sind nicht nur die ständig umfangreicher werdenden Resistenzen dieser Superkeime. Bei einer von Correctiv und der Redaktion Plusminus durchgeführte Studie brachte ans Tageslicht, dass die mangelhafte Einhaltung der Hygienestandards das Hauptproblem darstellt. Dort macht sich wiederum der in Deutschland galoppierende Fachkräftemangel im Pflegebereich negativ bemerkbar.

Welche konkreten Ergebnisse brachte die Studie zu Krankenhauskeimen?

Die in den gemeinsamen Erhebungen aufgedeckten Mängel sind gravierend. So wurde beispielsweise festgestellt, dass 43 Prozent der Kliniken in Bremen gravierende Lücken bei der Einhaltung der Hygienestandards aufweisen. Ähnlich kritisch ist die Situation in den Kliniken in Thüringen. Hier wurden Mängel in 42 Prozent aller geprüften Einrichtungen gefunden. Hamburg hat eine deutlich bessere Bilanz zu bieten. Hier werden die von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe „nur“ in jeder zehnten Klinik missachtet. In Berlin fehlt in jeder dritten Klinik das Fachpersonal zur Durchführung und Überwachung der Hygienemaßnahmen.

Warum und wie müssen die Krankhauskeime bekämpft werden?

Die meisten verfügbaren Antibiotika sind bei den in Krankenhäusern verbreiteten Superkeimen nicht mehr wirksam. Die Konsequenz ist, dass schon ein eigentlich gut behandelbarer offener Bruch dazu führen kann, dass Gliedmaßen aufgrund der wiederholten Bildung von Abszessen amputiert werden müssen, weil zahllose Operationen (Spaltung genannt) und Spülungen genauso wenig Erfolg bringen wie beispielsweise das Einlegen von Gentamycin-Ketten im Umfeld der Platten und Schrauben, mit denen komplizierte Brüche fixiert werden. Vor allem das Infektionsrisiko bei der Notwendigkeit einer Versorgung mit externen Fixateuren ist hoch. Konsequente Hygiene, die Isolierung betroffener Patienten und effiziente Luftfiltersysteme sind derzeit die einzige Chance, die weitere Ausbreitung der Superkeime zu stoppen. Eigens dafür hatte der Bundesgesundheitsminister 2015 ein 10-Punkte-Programm etabliert. Nun sollen die Kliniken auch finanzielle Unterstützung bekommen. Dafür wird ein Gesamtbudget von 460 Millionen Euro bereitgestellt.

Quelle: ARD

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