Alltagsmagazin.de

News und Tipps aus allen Lebensbereichen

Unnötige medizinische Behandlungen aufgedeckt

Wie viele medizinische Behandlungen sind eigentlich unnötig? Dieser Frage ist jetzt eine „Choose Wisely“ Kampagne auf den Grund gegangen, nachdem über 80 Prozent britischer Ärzte angegeben hatten, unnötige Behandlungen zu verordnen. So gaben sie an, dass Menschen, die unter Schmerzen im unteren Rückenbereich leiden, durch eine Röntgenaufnahme nicht zwingend geholfen werden könne. Auch eine Blutuntersuchung sei nicht nötig, um die Menopause bei Frauen festzustellen.

82 Prozent der britischen Ärzte führen unnötige Behandlungen durch

82 Prozent der Ärzte in Großbritannien haben eingeräumt, dass sie Behandlungen durchgeführt bzw. verordnet haben, von denen sie im Vorfeld wussten, dass sie unnötig waren. Die Ärzte gaben an, dass sie auf Druck der Patienten und deren Erwartungshaltung so reagiert hätten.

Die Academy of Royal Colleges (AMRC) hat jetzt insgesamt 40 Behandlungen und Tests aus dem medizinischen Bereich zusammengefasst, die keinen oder nur einen geringen Nutzen aufweisen. Ziel der Kampagne ist es, dass Patienten sich künftig bewusster für oder gegen bestimmte Behandlungsformen entscheiden können.

Welche Behandlungen sind unnötig?

Schürfwurden und kleinere Schnitte beispielsweise müssen nicht mit einer Kochsalzlösung gereinigt werden, einfaches Wasser reicht aus.  Beim Nachwuchs muss bei einem gebrochenen Handgelenk kein Gipsverband angelegt werden, in der Regel reicht eine Schiene, die bei Bedarf abgenommen werden kann, ebenfalls aus.

Bei Atembeschwerden von Kindern sollte am besten gar keine Behandlung eingeleitet werden, da diese Probleme ohne Zutun der Ärzte oft besser verheilen. Auch die elektronische Überwachung der Herzschläge eines Babys während der Geburt wird als unnötig aufgelistet. Diese Vorsichtsmaßnahme sei nur dann sinnvoll, wenn die Mutter ein Risiko für Komplikationen bei der Geburt mit sich bringt.

Ebenfalls sieht die AMRC die Chemotherapie kritisch. Sie wird vor allem im Endstadium von Krebs verordnet, kann die Erkrankung aber nicht heilen. Zudem ist die Behandlung schmerzhaft und kann zu weiteren Leiden des Patienten führen, insbesondere in den letzten Lebensmonaten. Auch der PSA-Test, mit dem Prostata-Erkrankungen bei Männern erkannt werden sollen, wird von der AMRC als nicht zwingend nötig angesehen.

Welche Behandlung brauche ich wirklich?

Die AMRC hat deshalb einen Fragenkatalog zusammengestellt, den sich alle Patienten vor einer bestimmten medizinischen Behandlung selbst beantworten sollen. Darin geht es um die Fragen, ob man die Behandlung wirklich braucht, wo die Risiken und Nachteile der Untersuchung liegen, welche Nebenwirkungen es gibt und ob es nicht sicherere und einfachere Optionen gibt. Auch sollte man sich fragen, was passieren könnte, wenn man einfach einmal gar nichts tut.

Diese Fragen sollte man sich nicht nur deshalb stellen, weil das britische Gesundheitssystem unter starkem Druck steht und ein verantwortungsbewusster und sinnvoller Umgang mit medizinischen Ressourcen sinnvoll erscheint. Nein, es geht auch darum, die für den individuellen Fall beste Behandlung zu finden.

Quelle: Huffington Post

About Author