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Ungesunde Azubis – AOK-Studie deckt Missstände auf

Wie steht es eigentlich um die Auszubildenden in Deutschland? Gerade einmal ein paar Jahre ist es her, da suchten Zehntausende Jugendliche verzweifelt eine Lehrstelle. Mittlerweile hat sich das Bild gewandelt und die Unternehmen müssen quasi um geeignete Azubis buhlen. Aufgrund der demographischen Entwicklung stehen immer weniger junge Leute zur Verfügung, um die offenen Ausbildungsstellen zu besetzen. Dementsprechend ist es für die Unternehmen von großer Bedeutung, dass die jungen Leute gesund und leistungsfähig sind und dies auch bleiben.

AOK prüft Gesundheitszustand von Azubis

Die AOK hat sich dem Thema angenommen und erstmalig in Deutschland den Gesundheitszustand von Azubis analysiert. Aus der Studie lässt sich ablesen, dass viele junge Leute einen ungesunden Lebenswandel an den Tag legen und bereits über körperliche Beschwerden klagen. Ein Drittel der befragten 13.000 Lehrlinge klagte bereits über häufig auftretende und erhebliche körperliche, aber auch psychische Beschwerden.

Jeder vierte Befragte gab an, häufig unter Kopfschmerzen zu leiden, gut 22 Prozent haben mit Verspannungen und 21 Prozent mit Rückenschmerzen zu kämpfen. 36 Prozent der Befragten leiden öfter unter Müdigkeit und Erschöpfung und damit unter psychischen Problemen. Eine erhöhte Reizbarkeit beobachteten elf Prozent der Azubis bei sich selbst und jeder Zehnte leidet unter Schlafstörungen.

Ungesunder Lebenswandel bei Azubis an der Tagesordnung

In der aktuellen AOK-Studie zeigte sich aber auch, dass besonders viele Jugendliche Schindluder mit ihrer Gesundheit betreiben. Jeder fünfte Befragte legt ein gesundheitsgefährdendes Verhalten an den Tag, so die Experten des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (Wido), die die Studie durchführten. Mehr als 26 Prozent gaben an, nie oder nicht mehr als einmal pro Monat sportlich aktiv zu sein. Mehr als ein Drittel (35,7 Prozent) rauchen und fast jeder Fünfte konsumiert häufig Alkohol. 27 Prozent der Befragten gehen morgens ohne Frühstück aus dem Haus und 17 Prozent gaben an, mehrmals pro Woche auf Fast Food zu setzen.

Ebenfalls schlafen die jungen Menschen zu wenig. Jeder dritte männliche und jeder vierte weibliche Azubi tritt den Dienst nach weniger als sieben Stunden Schlaf pro Nacht an. Helmut Schröder, stellvertretender Leiter des AOK-Instituts, war überrascht, dass die digitalen Medien von den Jugendlichen besonders intensiv genutzt wurden. Täglich verbringen die Auszubildenden siebeneinhalb Stunden mit Computer und Smartphone oder sehen fern.

Hoher Krankenstand bei Azubis

Diese ungesunde Lebensweise, die viele Azubis an den Tag legen, könnte sich auch auf den Krankenstand auswirken, der recht hoch ist. 2014 waren die bei der AOK versicherten Azubis mit drei Krankschreibungen pro Jahr doppelt so häufig arbeitsunfähig, wie die übrigen Versicherten der Krankenkasse. Allerdings gab die AOK an, dass im Durchschnitt nur fünf Fehltage pro Krankschreibung anfielen, also ungefähr die Hälfte der durchschnittlichen Dauer einer Arbeitsunfähigkeit bei älteren Versicherten.

In der Studie fiel ebenfalls auf, dass die regionalen Unterschiede beim Krankenstand doch recht groß ausfielen. So war der Krankenstand in Berlin fast doppelt so hoch wie in Bayern. Das Wido versucht dies damit zu erklären, dass der Anteil der bildungsfernen und ungesund lebenden Bevölkerung in Berlin höher als in Bayern ist.

Nach Auswertung der Ergebnisse fordert nun Frank Michalak, kommissarischer Vorstand des AOK-Bundesverbandes, dass man gezielt die Gesundheitsförderung für Azubis in den Betrieben vorantreibe. Schröder gab an, dass solche betrieblichen Programme einen wichtigen Faktor im Wettbewerb um die immer knapper werdenden Azubis darstellen.

Quelle: FR-Online

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