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Tierheime geraten durch den Mindestlohn unter Druck

Die flächendeckende Einführung des Mindestlohns in Deutschland zu Jahresbeginn 2015 sorgt nicht nur in vielen Unternehmen für Probleme. Betroffen sind auch die Tierheime. Bei ihnen sind die Auswirkungen teilweise so erheblich, dass die Existenz ganzer Tierheime auf dem Spiel steht, wenn die Kommunen ihre gezahlten Zuschüsse nicht angemessen erhöhen. Aber genau dazu sind viele Kommunen nicht bereit. Das wiederum wollen die Tierschutzvereine so nicht hinnehmen, denn die Notwendigkeit der Erhaltung der Tierheime wird allein durch die volle Auslastung ihrer vorhandenen Kapazitäten unter Beweis gestellt.

Kosten sind in den Tierheimen durch den Mindestlohn explodiert

Wie gravierend die Auswirkungen des Mindestlohns bei vielen Tierheimen sind, machte Michael Sperrlich in einem Interview mit dem MDR deutlich. Sperrlich ist selbst Geschäftsführer eines Tierheims, das in Sachsen einen sehr guten Ruf genießt. Er ist als Fachberater für mehrere sächsische Tierheime tätig. Michael Sperrlich erzählt, dass in vielen Tierheimen an die Aushilfen bisher nur Löhne gezahlt werden konnte, die nicht einmal zwei Drittel des nun gesetzlich geforderten Mindestlohns lagen. Das bedeutet in der Praxis, dass viele Tierheime jetzt vor der Frage stehen, wie sie eine knappe Verdoppelung der Lohnkosten bewältigen können.

Das Beispiel Tierschutzverein Delitzsch und der Mindestlohn

Die Vorsitzende des Delitzscher Tierschutzvereins, Andrea Treff, gab in dem MDR-Interview zu Protokoll, dass der Verein pro Jahr zwar Einnahmen in Höhe 85.000 Euro hat, seit der Einführung des Mindestlohns aber davon 60.000 Euro für die Löhne und Lohnnebenkosten verschlungen werden. Für Versicherungen und Futter bleibt kaum noch etwas übrig. Internes Sparpotential zum Ausgleich sieht Andrea Treff im Tierheim Laue nicht. Sie fordert deshalb von der Stadt Delitzsch, dass die kommunalen Zuschüsse für das Tierheim von derzeit 25.000 Euro pro Jahr verdoppelt werden müssen. Doch die Stadt und die fünf weiteren vom Tierheim Laue betreuten Kommunen weigern sich, 50.000 Euro pro Jahr an den Tierschutzverein zu zahlen. Bisher wird über eine 30-prozentige Erhöhung der Zuschüsse gesprochen.

Vielerorts droht die Schließung der Tierheime

Joachim Rockmann, der derzeitige Präsident des Landestierschutzvereins Sachsen, zeichnet deshalb ein erschreckendes Bild von der Zukunft der Notunterkünfte für Tiere: Er geht davon aus, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit vier von zehn Tierheimen in den nächsten Monaten Insolvenz anmelden und geschlossen werden müssen, wenn es von Seiten der Kommunen nicht schnellstens ein Umdenken bei der Höhe der Zuschüsse gibt. Allerdings sieht er auch ein Mitverschulden der Tierschützer. Sie hätten den Kommunen schon längst signalisieren müssen, dass vielerorts die Höhe der Zuschüsse auch vor der Einführung des Mindestlohns nicht mehr gereicht haben.

Quelle: MDR

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