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Großbritannien: Künstliche Befruchtung mit Erbgut von drei Eltern

Künftig dürfen in britischen Laboren Babys mit dem Erbgut von insgesamt drei Eltern erzeugt werden, wie jetzt die Human Fertilisation and Embrylogy Authority (HFEA) mitteilte. Lange hat man auf die letzte Entscheidung gewartet, denn die stand der Expertenkommission zu. Sie hat sich nun für die künstliche Befruchtung unter Verwendung des Erbguts dreier Eltern ausgesprochen.

Erbkrankheiten durch Erbgut von drei Eltern vermeiden

Mit der Methode soll es Frauen möglich werden, schwanger zu werden, ohne dabei bestimmte Erbkrankheiten an das Baby weiterzugeben. Die Erkrankungen werden über die Mitochondrien vererbt, die so genannten Kraftwerke der Zellen, die eine eigene DNA aufweisen.

Damit ist Großbritannien nach der aktuellen Entscheidung das erste Land weltweit, das eine solche Behandlungsmethode erlaubt. Bereits im letzten Jahr hatte das Parlament den Weg für die Entscheidung frei gemacht und die Behandlung formal erlaubt. Allerdings musste die Ethikkommission dem noch zustimmen, was jetzt erfolgt ist.

Laut Empfehlungen der HFEA hieß es, dass man den „vorsichtigen Einsatz“ der Methode bei „besonderen Umständen“ erlauben solle. Zwei Methoden stehen für die Befruchtung mit Erbgut von drei Menschen zur Verfügung: Der Maternal Spindle Transfer (MST) und der Pronuclear Transfer (PNT). In beiden Verfahren geht es darum, die Mitochondrien der eigentlichen Mutter durch die Mitochondrien einer Spenderin zu ersetzen. Da beide Verfahren jedoch auch Risiken mit sich bringen, gelten sie weiterhin als umstritten.

Zuletzt wurde in Mexiko ein Kind mit dem Erbgut von drei Menschen geboren. Dort sind die Verfahren zwar nicht erlaubt, aber auch nicht ausdrücklich verboten. Im dort zugrunde liegenden Fall hatte die Mutter eine Erbkrankheit bereits auf zwei Kinder übertragen, so dass sie sich beim dritten Kind für diese Variante entschied.

Wie helfen die neuen Methoden gegen Erbkrankheiten?

Der größte Teil des Erbguts eines Menschen ist im Zellkern enthalten. Lediglich ein Prozent des Erbguts steckt in den Mitochondrien, die sich außerhalb des Zellkerns befinden. Dieses Erbgut wird von der Mutter vererbt und darin können auch Informationen zu Erbkrankheiten enthalten sein.

In dem Fall in Mexiko war die Mutter zwar kerngesund, trug allerdings die Erbinformationen des Leigh-Syndroms in sich. Diese gab sie bereits an ihre erste Tochter weiter, welche mit nur sechs Jahren starb. Ihr zweites Kind lebte nur acht Monate. Um das beim dritten Kind zu vermeiden, entschied sie sich für die Methode, ein Kind mit dem Erbgut von drei Eltern zu zeugen.

Wer auf das MST-Verfahren setzt, muss sich das Prozedere wie folgt vorstellen: Der Mutter wird der Zellkern aus einer nicht befruchteten Eizelle entnommen. Dieser Zellkern wird in eine ebenfalls nicht befruchtete, aber komplett entkernte Eizelle einer Spenderin eingesetzt. Anschließend kann die neu zusammengesetzte Eizelle mit den Spermien des Vaters befruchtet werden.

Beim PNT-Verfahren werden dagegen gleich zwei Eizellen mit den Spermien des Vaters befruchtet. Eine Eizelle stammt von der Mutter und enthält die kranken Mitochondrien, eine weitere stammt von der Spenderin und sollte gesunde Mitochondrien aufweisen. Zum Schluss entfernt man den Zellkern aus der Spendereizelle und ersetzt diesen mit der mütterlichen Eizelle.

Quelle: dpa

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