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Gefühl der Unsichtbarkeit besiegt beim Menschen Ängste

Ein Experiment am Karolinska Institut in Schweden sorgt derzeit für große Aufmerksamkeit. Wissenschaftlern unter der Führung von Arvid Guterstam nutzen das Können moderner Virtualisierungstechnik aus, um ihren Probanden das Gefühl zu geben, selbst unsichtbar zu sein. Den insgesamt 125 Probanden wurden in der Testreihe Projektionsbrillen aufgesetzt, die statt ihres Körpers den Fußboden zeigten, der von Kameras aufgezeichnet wurde. Wie der im Fachmagazin „Scientific Reports“ veröffentlichte Bericht zeigt, berührten die Wissenschaftler die Probanden mit einem Pinsel. Die Kombination aus der gefühlten Berührung und dem durch die Projektionsbrillen für die Probanden nicht erkennbaren eigenen Körper verstärkte das Gefühl der Unsichtbarkeit.

Die weiteren Erkenntnisse der Testreihen zur Unsichtbarkeit

In einem weiteren Schritt wurden die Probanden mit den Brillen mit fremden Menschen konfrontiert. Dabei machten die Wissenschaftler eine erstaunliche Entdeckung: Der sonst beim Erstkontakt mit Fremden übliche Stress blieb aus. Es konnten bei den Probanden beim Gefühl der eigenen Unsichtbarkeit keine Anzeichen von gesteigerter Unruhe festgestellt werden. Das legt nahe, dass bei Stress, Aufregung und Angst die eigene Körperwahrnehmung eine entscheidende Rolle spielen könnte. Die Wissenschaftler gehen nun davon aus, dass derartige technische Hilfsmittel in Zukunft zu einem wichtigen Bestandteil der Therapien zur Beseitigung der Folgen von Phobien werden können.

Wieso bewirkt Unsichtbarkeit einen Verlust sozialer Ängste?

Viele Unsicherheiten im Alltag werden davon verursacht, dass Menschen im ersten Augenblick allein über ihr Äußeres beurteilt werden. Was als gut oder schlecht eingestuft wird, bestimmen zunehmend die Vorbilder, die in der TV-Werbung zu sehen sind. Selbst kleine Unzulänglichkeiten werden als erheblicher Makel empfunden. Wer allgemein ein geringes Selbstbewusstsein hat, wird durch diese als Makel wahrgenommenen Abweichungen vom propagierten Ideal zusätzlich verunsichert. Das Gefühl der Unsichtbarkeit suggeriert, dass Dritte genau diese Makel nicht erkennen können. Damit ist auch keine Beurteilung über das reine Aussehen möglich. Mit den Projektionsbrillen wird also eine Ursache des Entstehens sozialer Ängste beseitigt, was aber nicht heißt, dass künftig die Ursache des fehlenden Selbstbewusstseins nicht mehr separat behandelt werden muss.

Quelle: Focus

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