Alltagsmagazin.de

News und Tipps aus allen Lebensbereichen

Fördern die Gewinnung fossiler und umweltfreundlicher Energie Erdbeben?

Diese Frage muss eindeutig bejaht werden. Zu diesem Ergebnis kam eben erst auch eine Studie der Seismologischen Gesellschaft der USA. Danach sind nicht nur Fracking und Geothermie-Kraftwerke die Auslöser der vom Menschen indizierten Erdbeben. Forschungen der amerikanischen Geologen haben ergeben, dass einige größere Erdbeben in den USA in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Folgen der Förderung von Erdöl und Erdgas sind. Das bestätigen die Analysen des Whittier-Erdbebens von 1929 (geschätzt mit der Stärke 5 auf der Richter-Skala) sowie des Long-Beach-Erdbebens von 1933 mit einer Stärke von 6,4. Hier fanden die Geologen heraus, dass beide Beben eine Folge der durch die Gas- und Ölförderung künstlich erzeugten Hohlräume waren, welche durch dramatische Bodensenkungen ausgeglichen wurden. Das bestätigte die USGS-Seismologin Susan Hough in einem Statement zu der Studie.

Neue Technologien reduzieren die Gefahr von Erdbeben durch Öl und Gas

Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts wurden die von der Erdöl- und Erdgasförderung nicht verfüllt. Seither werden sie geflutet, um die Druckveränderungen so gut wie möglich auszugleichen. Doch die Gefahr von Erdbeben ist dadurch in den Regionen mit intensiver Öl- und Gasförderung nicht gebannt. Dabei spielt besonders das Fracking, also die Gewinnung von Schiefergas als Ersatz für konventionelles Erdgas, eine wichtige Rolle. Der Beweis dafür wurde im September 2015 in der kanadischen Provinz British Columbia erbracht. Analysen des damaligen Erdbebens mit einer Stärke von 4,4 auf der Richter-Skala ergaben, dass das Erdbeben durch die beim Fracking übliche Injektion von Flüssigkeiten ausgelöst worden war. Ein ähnlicher Zusammenhang war bereits im Januar 2015 bei einem Erdbeben der Stärke 4,6 in der kanadischen Provinz Alberta sowie im Dezember 2014 nach dem Beginn der Gasförderung im deutschen Vechta bei einem Beben der Stärke 3,1 festgestellt worden. In Deutschland gelten deshalb beim Fracking inzwischen sehr strenge Bestimmungen.

Der US-Bundesstaat Oklahoma ist ein Paradebeispiel

Noch deutlicher wird der Zusammenhang zwischen intensivem Fracking der der Häufigkeit von Erdbeben im US-Bundesstaat Oklahoma. Dort gab es über mehrere Jahrzehnte hinweg pro Jahr im statistischen Mittel gerade einmal zwei Erdbeben. Nachdem die Fracking-Unternehmen damit begonnen hatten, Abwasser bis mehrere Hundert Meter in die Tiefe zu leiten, stieg die Erdbebenhäufigkeit dort dramatisch an. Allein im Jahr 2014 wurden 585 Beben registriert. In den ersten neun Monaten des Jahres 2015 stieg die Anzahl bereits auf mehr als 600. Sie erreichten teilweise Stärken von 4,5 auf der Richter-Skala, wie das Beben von Crescent im Juli 2015 beweist. Einige Geologen sind der Meinung, dass diese Stärke noch nicht das mögliche Höchstmaß ist. Sie befürchten, dass durch das intensive Fracking in Oklahoma Beben von bis zu 7,0 ausgelöst werden könnten. Immerhin gibt es dort rund 4.500 Fracking-Bohrlöcher, in welche Abwasser zur Gewinnung von Schiefergas eingeleitet wird.

Geothermie führt zwangsläufig zu lokal begrenzten Erdbeben

Geothermie gehört zu den sehr umweltfreundlichen Arten der Energiegewinnung. Doch auch hier ist beim Ausbau allergrößte Vorsicht geboten. Diese Erkenntnis ist nicht neu, sondern stammt aus der Auswertung der plötzlich gehäuft auftretenden Erdbeben im Jahr 2009 im Umfeld von München. Binnen einer Woche kam es kurz nach der Inbetriebnahme des Geothermie-Kraftwerks in Unterhaching gleich zu zwei Beben an einer Stelle, an der bis dahin keinerlei Erdbeben registriert worden waren.

Christopher Clauser, einer der Experten für Geothermie bei E.on machte damals deutlich, dass die Nutzung der geothermischen Energie ohne vom Menschen induzierte Erdbeben gar nicht möglich ist. Bei den Bohrungen muss die Durchströmbarkeit des Gesteins verbessert werden. Und das geht nicht ohne die Erzeugung künstlicher Risse. Sie entstehen, indem Wasser mit einem sehr hohen Druck in die Bohrlöcher eingeleitet wird. Bricht das Tiefengestein auf, werden Erschütterungen ausgelöst, die an der Oberfläche als sogenannte Mikrobeben spürbar werden.

Quellen: USGS, AFP, Umweltinstitut München e.V.

About Author